
Sachsen Warnstreiks in Kitas und Horten in Sachsen: Kundgebungen in Dresden und Leipzig
Zum Ende der Arbeitswoche mussten die Menschen erneut mit sachsenweiten Warnstreiks in Kitas, Horten und anderen öffentlichen Einrichtungen rechnen. Am Freitag betreikte die Gewerkschaft GEW Kinderbetreuungseinrichtungen im ganzen Freistaat. Auch Beschäftigte anderer Branchen waren aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.
- Am Freitag gabe es flächendeckende Streiks in der Kinderbetreuung.
- Diese Einrichtungen allein in Leipzig und Dresden waren betroffen.
- Die neue Verhandlungsrunde beginnt am Freitag in einer Woche.
Am Freitag waren zahlreiche kommunale Kindertagesstätten in Sachsen geschlossen geblieben. Grund war der Warnstreik im öffentlichen Dienst. Zur Arbeitsniederlegung hatten die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) und Verdi gemeinsam aufgerufen. Die GEW zeigte sich am Freitagmittag zufrieden mit dem Streikverlauf. Mehr als 2.200 Beschäftigte hätten sich nach Gewerkschaftsangaben an den Kundgebungen in Dresden und Leipzig beteiligt.
Neue Streiks kommende Woche
Zugleich kündigte die GEW neue Streiks für die kommende Woche an - unter anderem am Flughafen Leipzig/Halle. Burkhard Naumann, Vorsitzender der GEW Sachsen sagte: "Wir erwarten von den Arbeitgebern, dass sie in der nächsten Verhandlungsrunde vom 14. bis 16. März in Potsdam endlich ein faires Angebot vorlegen und wir zügig einen guten Tarifabschluss erreichen." Auch in der kommenden Woche werde man dafür streiken.
Gerechte Bezahlung von Frauen
Bei dem Streiktag am Freitag ging es auch um eine gerechte Bezahlung von Frauen, sagte Christine Wittmann von Verdi. "Wir möchten auf die klassischen sogenannten Frauenberufe hinweisen - Kinderbetreuung, Pflege, Horte, soziale Berufe - und da auch unseren Forderungen Nachdruck verleihen", so Wittmann. In Deutschland gebe es immernoch eine große Lohnlücke zu den Männerberufen.
Fast 100 Kitas in Leipzig und Dresden geschlossen
Den Angaben zufolge waren in Leipzig mehr als 50 und in Dresden knapp 30 Einrichtungen am Freitag komplett geschlossen, in wenigen Fällen wegen eines geplanten Schließtages. Bei zahlreichen weiteren Einrichtungen kam es zu Einschränkungen, etwa bei den Öffnungszeiten.
Auch außerhalb dieser Zentren konnte es zu Schließungen von Kitas in kommunaler Hand kommen. In Weißwasser, Bautzen, Görlitz und Zwickau sei mit erheblichen Auswirkungen zu rechnen, sagte Daniel Herold, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Sachsen West-Ost-Süd.

Seit mehreren Wochen dominieren in manchen Kitas und Horten in Sachsen die Einschränkungen. (Symbolbild)
Am Freitag nicht nur Streiks in Kitas
Neben den Kitas waren auch andere Bereiche des öffentlichen Dienstes wie zum Beispiel Stadt- und Gemeindeverwaltungen, Sparkassen, Arbeitsagenturen und Jobcenter betroffen. In Dresden hatten unter anderem die Beschäftigten der Stadtreinigung die Arbeit niedergelegt. Die Stadt rechnete nach eigenen Angaben mit Einschränkungen bei der Abfallentsorgung. Die ausgefallenen Leerungstermine würden nicht nachgeholt. Auch die fünf von der Stadtreinigung betriebenen Abfallhöfe blieben demnach geschlossen.
Kita-Streik des Erzieherverbandes am Donnerstag
Bereits am Donnerstag wurden Kindertagesstätten und Horte im Freistaat bestreikt. Dazu aufgerufen hatte der Sächsische Erzieherverband (SEV). Beschäftigte sollten nach Angaben der Gewerkschaft an diesem Tag landesweit und ganztägig die Arbeit niederlegen. In Leipzig blieben deswegen eine Kita und drei Horte geschlossen, in Dresden waren es fünf Einrichtungen.
Zudem gab es zwei zentrale Protestaktionen, am Vormittag in Leipzig und am Nachmittag in Dresden vor dem Sitz des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Sachsen. Der SEV gehört zur Gewerkschaft "Deutscher Beamtenbund und Tarifunion" (DBB).

In Leipzig hat es am Freitag eine Kundgebung und Demo zum Warnstreik gegeben.
"In Sachsen werden in einigen Kommunen Kindergärten geschlossen oder zusammengelegt und man will Erzieher in Teilzeit schicken. Da frage ich mich: Was soll denn das?", ärgerte sich Steffen Winkler vom Sächsischen Beamtenbund. Seiner Meinung nach wäre es sinnvoller, die Situation zu nutzen, damit sich die Erzieherinnen und Erzieher noch besser um die Kinder kümmern könnten.
Attraktive Bedingungen wichtig für Nachwuchsgewinnung
Die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn und zusätzlichen freien Tagen hält Winkler für notwendig, damit die Arbeitsplätze attraktiv sind. "Das ist für uns wichtig, damit wir gut ausgebildeten Nachwuchs gewinnen können." Deutschlandweit würden 500.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst fehlen. "Vor zwei Jahren als wir hier standen, waren es noch 360.000. Je weniger Leute es sind, desto größer wird die Belastung für alle anderen", gibt Steffen Winkler zu bedenken.
Leipzig und Dresden informieren Eltern
Auf dieser Seite informiert die Stadt Leipzig, welche Kitas und Horte am Freitag von den Warnstreiks betroffen sein werden und entweder komplett schließen oder eingeschränkt geöffnet sein werden.
Die Stadt Dresden informiert auf dieser Webseite über die Beeinträchtigungen. Außerdem ist eine Service-Hotline unter der Telefonnummer (03 51) 4 88 51 11 in der Zeit zwischen 6 und 14 Uhr für Auskünfte geschaltet.
Neue Verhandlungsrunde am 14. März
Für den 14. März ist die dritte Gesprächsrunde in den Tarifverhandlungen angesetzt. In dem laufenden Tarifstreit hatte es in den vergangenen Wochen bereits mehrfach Warnstreiks in verschiedenen Bereichen des öffentlichen Dienstes gegeben, darunter in Verwaltungen, Kliniken und bei der Müllabfuhr. Auch die Kita- und Hortbeschäftigten in Sachsen beteiligten sich an den Ausständen, darunter in Chemnitz, Dresden und Leipzig.
Auch für die kommende Woche sind bereits weitere Streiks angekündigt. So will Verdi nach eigenen Angaben am Montag den Flughafen Leipzig/Halle bestreiken. Die Gewerkschaft hat deutschlandweit Bodenpersonal zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen, etwa 300 Beschäftigte in Leipzig/Halle. Es werde zu massiven Einschränkungen bei Abflügen und Ankünften bis hin zu Streichungen kommen, hieß es.
Gewerkschaft verlangt mehr Geld und Freizeit
Hintergrund sind die Verhandlungen über die Löhne und Gehälter der deutschlandweit mehr als 2,6 Millionen Beschäftigten bei Bund und Kommunen. Die beteiligten Gewerkschaften fordern für sie ein Plus von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat, zusätzliche freie Tage sowie ein sogenanntes "Mehr-Zeit-für-mich-Konto".
Es soll den Beschäftigten mehr Zeitsouveränität ermöglichen. Das ist nach Ansicht des SEV notwendig, um die hohe Belastung in den Kitas und Horten zu reduzieren und die Qualität der Betreuung langfristig zu sichern. Die Arbeitgeberseite hat in den bisherigen beiden Verhandlungsrunden noch kein Angebot vorgelegt. Sie verwies lediglich auf die angespannte Finanzlage in vielen kommunalen Bereichen.
MDR (stt/sme/sth/ben)/dpa