NRW-Karte zur Überschuldung

Nordrhein-Westfalen Überschuldung in Deutschland sinkt etwas - Ruhrgebiet als "Sorgenkind"

Stand: 19.11.2024 11:09 Uhr

Die Zahl überschuldeter Verbraucher sinkt erneut. Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform liegt das auch an den vielen Krisen. "Sorgenkind" bleibt das Ruhrgebiet.

Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse des "Schuldneratlas" eine positive Überraschung: Die Überschuldung in Deutschland ist trotz der ungünstigen Wirtschaftslage erneut zurückgegangen. Unterm Strich ist die Überschuldung aber im Jahresvergleich nur minimal gesunken. Fachleute sprechen da eher von einer Seitwärtsbewegung.

Insgesamt gelten rund 5,6 Millionen Menschen in Deutschland als überschuldet. Das sind gut 8 Prozent aller Erwachsenen - und nur etwas weniger als im Jahr davor.

Eine Überschuldung liegt laut Creditreform dann vor, "wenn der Schuldner die Summe seiner fälligen Zahlungsverpflichtungen mit hoher Wahrscheinlichkeit über einen längeren Zeitraum nicht begleichen kann und ihm zur Deckung seines Lebensunterhalts weder Vermögen noch Kreditmöglichkeiten zur Verfügung stehen". Vereinfacht bringt es das Unternehmen so auf den Punkt: "Die zu leistenden Gesamtausgaben sind höher als die Einnahmen."

Die deutschen Verbraucher haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld deshalb zusammen.

Patrik-Ludwig Hantzsch (Creditreform)

"Angst-Sparen": Viele Menschen halten sich beim Konsum zurück

Laut der Untersuchung sparen viele Menschen mehr. Wegen Krisen wie dem Krieg in der Ukraine oder der aktuellen Wirtschaftslage sind viele verunsichert. Sie haben Angst vor der Zukunft und halten ihr Geld zusammen, wie es bei Creditreform heißt. Die Auskunftei spricht in dem Zusammenhang von "Angst-Sparen". Zu dieser Entwicklung habe auch der Wahl-Ausgang in den USA und die Politik der Ampelregierung beigetragen, heißt es.

Überschuldung: Ruhrgebiet bleibt "Sorgenkind"

Auch in NRW ist die Zahl der überschuldeten Menschen in diesem Jahr leicht gesunken. In der Rangliste der deutschen Städte mit den höchsten Überschuldungs-Quoten liegen allerdings Gelsenkirchen (16,5 Prozent) und Herne (15,8) hinter Bremerhaven und Pirmasens auf den Plätzen drei und vier. Wie die Deutsche Presse-Agentur schreibt, verzeichneten Herne und Gelsenkirchen dabei bundesweit den stärksten Anstieg in den vergangenen 20 Jahren. Auch in Hagen liegt der Wert mit 15,5 Prozent sehr hoch.

Auch in der Rangliste der Städte mit mehr als 400.000 Einwohnern ist NRW vorne: Nirgends sind anteilig mehr Menschen überschuldet als in Duisburg (15,8 Prozent), Essen (12,6) und Dortmund (11,8).

Vor allem Männer häufiger überschuldet - Anstieg bei jungen Menschen

Doch je nach Alter und Geschlecht gibt es große Unterschiede: So gelten gut sechs Prozent der Frauen als überschuldet, aber immerhin zehn Prozent aller Männer. Innerhalb der Gruppe der überschuldeten Menschen gibt es einen Trend: Bei einer stabil bleibenden Lage insgesamt seien erneut vor allem Geringverdiener in die Überschuldungs-Spirale geraten.

Auffällig ist auch, dass gegen den Trend auch die Überschuldung bei jungen Leuten erneut gestiegen ist. Die Autoren der Untersuchung vermuten, dass das auch mit der zunehmenden Nachfrage nach Ratenkrediten und sogenannten „Buy now, pay later“-Angeboten (auf Deutsch: kaufe jetzt, zahle später) zusammenhängt.

Creditreform ist eine Auskunftei, erteilt also Auskünfte über finanzielle Verhältnisse anderer. Für den "Schuldneratlas" hat das Unternehmen anonymisierte Daten aus amtlichen Registern, von Online-Händlern und anderen Quellen ausgewertet. Die Methodik zur Berechnung wurde im vergangenen Jahr umgestellt. Die Zahlen sind daher nicht mit den Daten vor 2023 vergleichbar.

Unsere Quellen:

  • "SchuldnerAtlas Deutschland 2024"
  • Infos der Nachrichtenagentur dpa

Über dieses Thema berichten wir am 19.11.2024 auch im WDR Hörfunk: WDR 5 Nachrichten, 11 Uhr.