
Nordrhein-Westfalen Mord an Boxer in Bielefeld: Anwälte gehen in Revision
Der 34-jährige Deutsche Hüseyin A. soll für den Mord am ehemaligen Profiboxer Besar Nimani lebenslang ins Gefängnis. Seine Verteidiger halten aber einen anderen Mann für den eigentlichen Täter. Jetzt wird das Urteil vom Bundesgerichtshof überprüft.
Der 34-Jährige war Anfang April vom Landgericht Bielefeld zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt worden. Er soll im März 2024 den ehemaligen Profiboxer Besar Nimani in der Bielefelder Innenstadt erschossen haben. Nach einem zweiten Täter wird international gefahndet. Er soll 15 Schüsse abgegeben haben. Die Anwälte halten nicht ihren Mandanten, sondern den Flüchtigen für den eigentlichen Mörder.
Nach Auffassung des Gerichts haben beide Täter gemeinsam einen Tatplan geschmiedet und in Tötungsabsicht auf Nimani geschossen. Der Sportler verblutete noch am Tatort. Der zweite Täter ist noch auf der Flucht. Auch, wenn Hüseyin A. sich im Laufe des Prozesses nicht zur Tat geäußert hatte, war viel passiert.
Schüsse vor Gerichtsgebäude
So wurde nach einem Verhandlungstag Ende Februar vor dem Gerichtsgebäude geschossen. Der Bruder und eine Schwester des ermordeten Boxers Besar Nimani sollen Familienangehörigen des Angeklagten aufgelauert haben. Vier Personen, darunter der Vater von Hüseyin A., wurden teils lebensgefährlich verletzt.

Polizisten sichern den Prozess im- und um das Gerichtsgebäude ab
Die beiden mutmaßlichen Schützen stellten sich in den folgenden Tagen der Polizei. Sie sitzen in Untersuchungshaft wegen versuchten Mordes. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bestätigte später im Innenausschuss des Landtags ein Gerücht, wonach die Schüsse vor dem Gerichtsgebäude von den Geschwistern des Boxers abgefeuert wurden, um dessen Ermordung zu rächen.
Tatwaffe im Auto gefunden
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld und auch die Anwälte der Familie Nimani forderten in ihren Plädoyers jeweils eine Verurteilung wegen gemeinschaftlich begangenen Mordes. Überführt werden sollte der Angeklagte u.a. durch eine Pistole.
Das Kuriose: Die wurde gar nicht bei ihm selbst, sondern im Auto seines Bruders gefunden. Und zwar knapp ein Jahr nach der Ermordung von Besar Nimani. Nämlich nachdem Ende Februar 2025 vor dem Gerichtsgebäude erneut geschossen worden war. Die Polizei hatte am Tatort Spuren gesichert und dabei die Pistole eher zufällig in dem Auto entdeckt.
Überraschung bei Schussproben
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld ordnete eine waffentechnische Untersuchung der gefundenen Pistole durch das Bundeskriminalamt an. Dabei gab es eine Überraschung. Experten wiesen nach, dass aus genau dieser Pistole mindestens ein Mal auf den Boxer Besar Nimani geschossen wurde.
Nun die Vermutung: Die Familie des Angeklagten Hüseyin A. hatte die Waffe nach der Tat für ihn versteckt. Zuletzt halt im Auto eines seiner Brüder. Die Verteidiger von Hüseyin A. zweifelten das waffentechnische Gutachten des Bundeskriminalamts an und präsentierten ein Gegengutachten. Das verwarf das Gericht aber.
Unsere Quellen:
- WDR Reporter vor Ort
- Landgericht Bielefeld
- Gespräche mit Verteidiger und Nebenklagevertretern
- dpa Deutsche Presse-Agentur