Die Angeklagte mit ihrem Verteidiger im Gerichtssaal

Nordrhein-Westfalen Messerattacke bei Stadtfest in Siegen: Angeklagte schuldfähig

Stand: 08.04.2025 13:11 Uhr

Die Angeklagte im Prozess um einen Messerangriff in Siegen ist schuldfähig. Die 32 Jahre alte Fau hatte bereits beim Prozessauftakt die Tat gestanden. Sie hatte in einem Bus zum Siegener Stadtfest wahllos auf Menschen eingestochen. Sechs wurden verletzt, drei von ihnen lebensgefährlich.

Nach drei Stunden fasste der Gutachter es so zusammen: Sie hasst Menschen und wollte töten. "Geht in ihrem Leben etwas schief, dann sind immer die anderen Schuld", erklärte er. Es gehe ihr immer schlecht, wenn sie nicht beachtet werde. In der Schule gemobbt, plante sie schon gedanklich einen Amoklauf dort. Der Gutachter spricht deshalb von einer Persönlichkeitsstörung, die aber nicht schuldunfähig macht.

Der Gutachter empfiehlt, die Angeklagte zu therapieren, bevor sie ins Gefängnis muss. Sie habe ihre Tat ganz bewusst geplant. Eigentlich wollte sie bereits donnerstags los, da hätte sie fürs Bus fahren aber zahlen müssen. Deshalb wartete sie lieber bis Freitag, da war es kostenlos.

Vor Gericht hatte die Angeklagte bereits in allen Einzelheiten erzählt, was sie getan hatte. Sie sagte aus, dass sie am Abend vorher drei Messer in ihre Tasche gepackt hatte. Ein Messer hatte eine Klinge von 25 Zentimetern.

"Motiv: Öffentliches Aufsehen erregen"

Zu ihrem Motiv erzählte sie vor Gericht, dass sie öffentliches Aufsehen erregen wollte, weil sie keine ärztliche Hilfe bekommen habe. Seit Jahren psychisch erkrankt, habe sie vergeblich versucht, einen Therapieplatz zu bekommen.

Da sie wegen Drogendelikten ihren Führerschein für 15 Jahre habe abgeben müssen, habe sie überlegt, wie sie diese Jahre überbrücken könne und nach einer Tat gesucht, deren Strafe etwa passen würde. Auf dem Stadtfest wollte sie möglichst viele Menschen verletzen, habe aber niemanden töten wollen.

Allerdings erwähnte die Angeklagte auch den Messerangriff in Solingen, durch den drei Menschen gestorben waren und dass sie sich bereits in der 6. Klasse eine Amoktat vorgestellt habe, weil sie gemobbt worden sei. Am Ende ihres Geständnisses sagte die Angeklagte: "Die Tat war bescheuert. Hätte ich klarer denken können, wäre das nicht passiert", und bat um Entschuldigung, es tue ihr leid.

Sie könnte zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt werden.

Mütter im Bus überwältigen die Angreiferin

Die Angeklagte erklärte vor Gericht, dass sie zuerst einem Mann, der im Bus hinter ihr saß, in den Hals gestochen habe, dann einem der vor ihr saß. Auch ein Dritter wurde von ihr attackiert. Alle Drei waren lebensgefährlich verletzt. Danach sei sie auf eine Frau mit Kinderwagen losgegangen.

Polizeieinsatz mit Rettungsdienst in Siegen-Eiserfeld

Ein Angriff der noch schlimmer hätte verlaufen können

Die habe ihre Kinder schützen wollen und die Stichbewegung der Angeklagten mit dem Arm abgewehrt. Dabei wurde auch sie verletzt. Zusammen mit zwei weiteren Müttern gelang es ihr, die Angeklagte zu überwältigen und den Messerangriff zu stoppen.

Wahrscheinlich, so Siegens Bürgermeister Steffen Mues damals, hätten sie mit ihrem mutigen Eingreifen noch Schlimmeres verhindert und Menschenleben gerettet. Die Polizei konnte die mutmaßliche Täterin noch vor Ort festnehmen.

Ein Urteil soll voraussichtlich Ende April fallen.

Unsere Quellen:

  • Reporterin im Gericht
  • Staatsanwaltschaft
  • Sprecherin Landgericht Siegen