Landtagspräsident Andé Kuper (links) und der frisch ernannte Präsident des 14. Jugendlandtags, Mats Grieger (beide CDU)

Nordrhein-Westfalen Jugendlandtag: Demokratie-Training in bewegten Zeiten

Stand: 07.11.2024 15:50 Uhr

Mats Grieger wird bald 18. Er ist Messdiener, macht bald Abitur und ist nun für ein paar Tage Jungendlandtagspräsident.

Von Thomas Drescher

Das Diskussions-Training in der Jugendherberge hat Mats Grieger schon hinter sich. Zusammen mit fast 200 jungen Menschen zwischen 16 und 20 Jahren lernte er dort, "wie man richtig diskutiert", erzählt er. Wie das geht? "Indem man andere ausreden lässt, indem man verschiedene Meinungen akzeptiert, aufeinander eingeht, vor allem auf sachlicher Ebene diskutiert, nicht persönlich wird".

Fast möchte man den Diskussionstrainer der jungen Leute mit Blaulicht nach Berlin chauffieren. Aber vielleicht ist sein Einsatz bei den Jungparlamentariern am Rhein nachhaltiger.

Der Ton wird härter

Es ist der Morgen, nachdem zuerst Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt wurde und dann, in der Nacht, die Berliner Koalition zur Fußgängerampel schrumpfte. Jungpolitiker Grieger, Mitglied der Schülerunion, stellt sich den Fragen der Landespressekonferenz.

Das Zerbrechen der Ampel am Vorabend kommentiert der junge Mann so: "Es ist keine Krise der Demokratie, sondern eine Krise der Bundesregierung". In NRW herrschten stabile Verhältnisse.

Aber: "Es sind schon schwierige Zeiten", sinniert er, auch mit Blick auf das Wahlergebnis in den USA. "Da denkt man drüber nach, wenn man vor dem Einschlafen ist". Die Polarisierung merke er auch in seiner Generation, sagt Grieger. Die extremen Ränder spielten mit der Angst auch junger Menschen. Der Ton bei Tiktok und Instagram sei härter geworden. "Die Mitte schrumpft", so Grieger.

Die Parlamentsdebatten und die dort verhandelten Themen seien für junge Menschen oft schwer verständlich. Sie müssten besser zusammengefasst und aufbereitet werden. Dennoch nimmt er großes Interesse an Politik in seiner Generation wahr.

Mentale Gesundheit und Finanzbildung sind Themen

Der Jugendlandtag, sagt (der richtige) Landtagspräsident André Kuper (CDU), sei mehr als eine Politik-Simulation. Es sei ein Demokratie-Training, das politisches Interesse bei jungen Menschen wecken soll. Dass "Extremisten von allen Seiten Jugendliche mit falschen Versprechungen und Fake News in den sozialen Medien ködern", bereitet ihm Sorge.

Bis zum Samstag arbeitet der Jugendlandtag an zwei Anträgen: Es geht um die mentale Gesundheit junger Menschen, wohl auch ein Reflex auf die psychischen Nachwehen des Fernunterrichts in der Pandemie. Und es geht um mehr Finanzbildung in der Schule: Wie funktionieren Steuern? Wie legt man Geld an? Wie sorgt man für die Rente vor? Wie finanziert man Wohneigentum?

Es wird in Fraktionen diskutiert und in Fachausschüssen, Experten werden angehört und schließlich sitzen am Samstag alle im Plenarsaal des Landtags zusammen und debattieren. Die Beschlüsse der Jugendlichen werden allen gewählten Landtagsabgeordneten zugeleitet.

Inhalte statt Personenkult

Und was empfiehlt der Präsident des Jugendlandtags den alten Haudegen auf der großen politischen Bühne? "Die Inhalte müssen wieder in den Vordergrund, nicht diese persönlichen Angriffe." Er wünsche sich, dass die Debattenkultur in Deutschland nicht von der in den USA beeinflusst werde, sagt Mats Grieger. "Ich will hier keinen Personenkult, das wäre mir wichtig".

Wer übrigens nächstes Jahr dabei sein will, kann sich bei dem Landtagsabgeordneten aus seinem Wahlkreis bewerben.

Über das Thema berichten wir am 7.11.2024 u.a. im Westblick auf WDR 5.

Unsere Quellen:

  • Pressekonferenz zur Eröffnung des Jugendlandtags
  • Interview mit Mats Grieger
  • Pressemitteilung des NRW-Landtags