"Gestrichen" steht infolge eines Warnstreiks mehrfach auf einer Anzeigetafel im Flughafen Hannover-Langenhagen zu lesen.

Gewerkschaft ver.di Warnstreik am Hamburg Airport bereits heute

Stand: 10.03.2025 10:06 Uhr

An vielen Flughäfen wird heute gestreikt. Der Warnstreik im öffentlichen Dienst hat den Hamburg Airport zu Wochenbeginn erneut weitgehend lahmgelegt. Auch Bremen und Hannover sind betroffen.

Die Gewerkschaft ver.di hat unter anderem das Bodenpersonal zu Warnstreiks aufgerufen. Der Ausstand hat um Mitternacht begonnen und wird heute den ganzen Tag über andauern. Am Hamburger Flughafen geht deshalb praktisch nichts mehr. Für den gesamten Tag wurden alle 143 Abflüge am Airport gestrichen, wie die Internetseite des Flughafens zeigt. Ähnlich rot sah es bei den Landungen aus, sehr viele wurden abgesagt.

Leere Hallen am Hamburger Flughafen

"In den Terminals herrscht heute zum großen Teil gähnende Leere. Gestern waren bereits Tausende Familien betroffen, und auch heute wollten hier rund 40.000 Menschen abfliegen oder ankommen", sagte eine Flughafensprecherin am Morgen. Diese Pläne seien von ver.di zunichtegemacht worden, der Streik treffe viele Unbeteiligte, die zum Teil lange auf ihre Urlaubsreise gespart hätten.

Hamburg bereits den zweiten Tag betroffen

Denn in Hamburg fällt der Warnstreik mit den Frühjahrsferien zusammen. Und am Airport wird den zweiten Tag in Folge gestreikt - ohne Ankündigung hatte ver.di die Flugzeugabfertigungsdienste schon am Sonntag zum sofortigen Streik aufgerufen. Aus diesem Grund gab es ab 6.30 Uhr keine Abflüge und Ankünfte. Geplant waren ursprünglich 144 Ankünfte und 139 Abflüge, betroffen waren mehr als 40.000 Passagiere.

Unangekündigter Warnstreik legt Hamburger Flughafen lahm

Ein Sprecher der Gewerkschaft sagte zu dem vorgezogenen Warnstreik: "Der Streik war notwendig, damit die Streikwirkung auch wirklich gespürt wird." Bei Arbeitsniederlegungen mit Ankündigungen ergreife der Flughafen Maßnahmen und setze etwa Streikbrecher ein. Man wisse um die Auswirkungen für Flugreisende, aber die Arbeitgeber müssten nun ein Angebot vorlegen.

Streik endet mit der Spätschicht am Montag

Der Warnstreik soll 24 Stunden dauern, endet laut ver.di daher mit der Spätschicht am 10. März. Der Flughafen Hamburg empfiehlt allen Reisenden, den Flugstatus regelmäßig zu prüfen, mehr Zeit einzuplanen und möglichst nur mit Handgepäck zu reisen.

Auch kein Flugbetrieb in Hannover

Auch am Airport Hannover hat ver.di den Flugverkehr zum Erliegen gebracht. Insgesamt 98 Verbindungen seien gestrichen, darunter 48 Abflüge und 50 Ankünfte, sagte eine Sprecherin des Flughafens. Schätzungen zufolge dürften davon etwa 10.000 bis 12.000 Passagiere betroffen sein. Am Flughafen war den Angaben zufolge aber nichts los, der Terminal-Manager habe bei einer Runde am frühen Morgen nur vier Fluggäste angetroffen. Am Flughafen Bremen wurden ebenfalls die nationalen und internationalen Flüge für Urlauber und Geschäftsreisende gestrichen, insgesamt geht es dort um rund 50 Flüge. Nur Ambulanz- und Rettungsflüge solle es geben, sagte ein Flughafensprecher. Auch am Dienstag seien noch Unregelmäßigkeiten zu erwarten, warnte er Flugreisende.

Einzelne Flüge werden über Braunschweig umgeleitet

Die Streiks an den anderen norddeutschen Airports bescheren dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg heute mehr Arbeit: Es habe eine Anfrage eines großen Reiseunternehmens gegeben, Flüge über Braunschweig umzuleiten, so ein Flughafensprecher. Mindestens sechs Abflüge und mehrere Ankünfte werde es geben. Das sei für Braunschweig eine logistische Herausforderung, die man aber problemlos bewältigen könne.

Deutschlandweit wohl 3.400 Flüge betroffen

Nach Einschätzung des Flughafenverbands ADV wird der Warnstreik an insgesamt 13 Flughäfen in Deutschland massive Auswirkungen auf den Luftverkehr haben. Nach einer ersten Schätzung fallen voraussichtlich mehr als 3.400 Flüge aus. Rund 510.000 Passagiere sollen ihre Reisen nicht wie geplant antreten können, berichtet der Verband in Berlin.

"Bisher kein Angebot vorgelegt"

Hintergrund der Warnstreiks sind zwei verschiedene Tarifkonflikte: Ver.di fordert in den Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen unter anderem acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber monatlich 350 Euro mehr, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber haben bisher kein konkretes Angebot vorgelegt. In der Luftsicherheit fordert die Gewerkschaft unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit. Von den Warnstreiks sind neben Berlin auch die Flughäfen in Hannover, Bremen Hamburg, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München betroffen. An den Airports Weeze bei Düsseldorf und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte des Luftsicherheitsbereichs zum Ausstand aufgerufen.

Kundgebungen für den Vormittag geplant

In Hamburg sollen sich die Streikenden seit 9.30 Uhr zu einer Kundgebung auf der Kreuzung Reesendammbrücke / Ballindamm versammeln. Um 11 Uhr ziehe dann ein Demonstrationszug durch die Innenstadt zum Gewerkschaftshaus. In Hannover und Bremen sind am Vormittag Kundgebungen an den Flughäfengeplant, heißt es von ver.di.

Weitere Streiks im öffentlichen Dienst

Auch andere zentrale Bereiche im öffentlichen Dienst will ver.di teilweise lahmlegen. Von dem Ausstand sind unter anderem die Asklepios-Kliniken, das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die Elbkinder-Kitas, die Stadtreinigung sowie die Hamburg Port Authority (HPA) betroffen, wie die Gewerkschaft mitteilte. 

Dieses Thema im Programm:
NDR 90,3 | 10.03.2025 | 06:00 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. März 2025 um 09:00 Uhr.