
Niedersachsen Schütteltrauma bei Babys: Eine Puppe soll sensibilisieren
Bis zu 200 Babys erleiden jährlich in Deutschland ein Schütteltrauma. In Osnabrück sollen Eltern und Auszubildende in der Pflege mithilfe einer Schüttelpuppe lernen, welche Schäden Säuglinge davontragen.
Man könnte sie fast mit einer normalen Spielpuppe verwechseln, wären da nicht der durchsichtige Kopf und die Elektroden. Die Schüttelpuppe in der Osnabrücker Niels-Stensen-Klinik soll eine reale Situation imitieren: Ein schreiendes Baby, das sich einfach nicht beruhigen will. Eltern geraten da schnell mal an ihre Grenzen und fangen im Stress eventuell an, ihr Kind zu schütteln, wie Katharina Lahrmann, Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege dem NDR Niedersachsen erklärte.
Schütteltrauma kann lebenslange Folgen haben
Wie gefährlich dieses Schütteln sein kann, wissen die meisten laut der Pflegerin gar nicht. Ein Schütteltrauma könne lebenslange Schäden erzeugen, sagte Lahrmann. Um Eltern besser dafür zu sensibilisieren, gibt es in Osnabrück jetzt eine Schüttelpuppe für Erste-Hilfe-Kurse. Die haben Mitarbeitende der Niels-Stensen-Kliniken und des Christlichen Kinderhospitals eigenen Angaben zufolge geschenkt bekommen. Der Simulator kostet laut Lahrmann normalerweise rund 2.000 Euro.
Folgen werden teils erst später erkannt
Nicht immer werde ein Schütteltrauma sofort erkannt - manche Folgen seien auch erst später zu sehen, sagte Erste-Hilfe-Kursleiterin Ursula Frankenberg dem NDR Niedersachsen. Bevor ein Arzt ein Schütteltrauma diagnostiziere, müsse er erst alle Eventualitäten ausschließen. "Zum Beispiel Krampfanfälle oder Epilepsie - das sind Erkrankungen, die ganz vielfältige Ursachen haben können", so Frankenberg.

Die Stelle, an der ein kleines rotes Licht aufleuchtet, zeigt, welcher Teil des Gehirns durch das Schütteln beschädigt wird.
Schütteltrauma bei Babys: Bis zu 200 Fälle pro Jahr
100 bis 200 Fälle von Schütteltraumata gibt es nach Angaben des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen in Deutschland pro Jahr. Für zehn bis 30 Prozent der betroffenen Babys enden sie demnach tödlich. Die Dunkelziffer sei aber noch viel höher, weil die Eltern mit ihrem Kind gar nicht erst zum Arzt oder ins Krankenhaus gingen, so Lahrmann. Betroffen seien vor allem Kinder im Alter von zwei bis sechs Monaten.
Pflegerin rät: "Kind lieber ablegen statt schütteln"
Dass Eltern ihr Kind schütteln, geschehe oft aus Überforderung. Wichtig sei also schnelles Handeln, sagte Frankenberg. Das sollen die Eltern auch in Erste-Hilfe-Kursen mit der Schüttelpuppe lernen. Und bevor Eltern überfordert das Falsche machen, empfiehlt Katharina Lahrmann: "Lieber auf dem Boden ablegen, bevor ich das Kind anfange, zu schütteln." Wichtig sei auch, sich ein soziales Netz aufzubauen, um sich von anderen Menschen in solchen Situationen unterstützen zu lassen.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 10.04.2025 | 15:00 Uhr