
Hamburg Elbtower: Auswirkungen auf Bahn behindern den Weiterbau
"Mitnahmesetzungen" sind das Zauberwort in dieser Geschichte: Ein massives Bauwerk senkt sich in den Boden und beeinflusst damit umliegende Strukturen. Genau das ist beim Hamburger Elbtower geschehen, dessen Bau offenbar ein Problem für die Bahn darstellt.
Laut eines Bescheides des Hamburgischen Amtes für Bauordnung und Hochbau vom 3. März 2025 an den Insolvenzverwalter der Elbtower Immobilien GmbH & Co KG betrifft das vor allem Bahnbauten rund um die S-Bahn-Station Elbbrücken - also in unmittelbarer Nachbarschaft zum Elbtower.
Die Bauaufsicht hat dort laut Bescheid "Überschreitungen von Grenz- und Alarmwerten" festgestellt. Erst wenn sogenannte "Setzungsfolgen" durch geeignete Kompensationsmaßnahmen beseitigt wurden, darf weitergebaut werden. Das bedeutet: Ein möglicher neuer Kaufinteressent müsste zunächst in die Instandsetzung der Bahnanlagen investieren - und sich von der Deutschen Bahn AG bestätigen lassen, dass die Maßnahmen erfolgreich waren.
Erste Ausbesserungen bereits erfolgt
Sowohl die Bahn als auch die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) bestätigen auf Anfrage, dass im vergangenen Jahr bereits ein Lager an einer Eisenbahnbrücke getauscht wurde. Weitere Eingriffe seien laut Stadt für dieses Jahr geplant.
Welche konkreten Bauwerke wie stark betroffen sind, geht aus dem Bescheid nicht hervor. Auch die übergeordnete BSW gibt dazu keine Auskunft. Die Stadt stuft die Grenzwertüberschreitungen offiziell als "unkritisch" ein.
Kritik von der Opposition
Für die baupolitische Sprecherin der Linken in der Bürgerschaft, Heike Sudmann, ist das ein Widerspruch. "Wenn die Bauaufsicht Alarmwerte festlegt und die dann überschritten werden, leuchtet es nicht ein, dass das als unkritisch gilt", sagte sie im Gespräch mit dem NDR Politikmagazin Panorama 3. Ihrer Einschätzung nach versucht die Stadt, die Probleme kleinzureden: "Der Elbtower ist dermaßen politisch gewollt, dass im wahrsten Sinne versucht wird, es irgendwie hinzubiegen."
Warnungen gab es früh
Schon 2021 hatte die Deutsche Bahn mögliche Risiken deutlich gemacht. In einem Schreiben vom 12. Mai 2021 an die Stadt hieß es, das Bauvorhaben Elbtower werde "nicht unerhebliche Auswirkungen" auf das Bahngelände haben. Die Bahn forderte unter anderem ein Havariekonzept. In einer Stellungnahme zum Entwurf der Teilbaugenehmigung am 18. August 2021 wiederholte sie ihre "Bedenken": Die Standsicherheit der Bahnanlagen sowie ein sicherer und störungsfreier Betrieb seien aus Sicht des Unternehmens gefährdet.
Ein Bahnsprecher erklärte jetzt gegenüber Panorama 3, die aktuellen Probleme seien "erwartbar", betonte jedoch, dass der laufende Bahnverkehr nicht beeinträchtigt sei.
Der Weiterbau des Elbtowers wird teurer
Finanziell ist der Fall heikel: Die Bahn hat sich bereits vorab vertraglich abgesichert. Schäden müssen durch den Verursacher beseitigt werden. Doch der ursprüngliche Bauherr René Benko ist zahlungsunfähig. Seit eineinhalb Jahren steht der Rohbau still - auf etwa 100 Metern Höhe. Benko sitzt in Wien wegen Betrugsvorwürfen in Untersuchungshaft.
Der Elbtower wurde ursprünglich unter Hamburgs damaligem Erstem Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vergeben. Im Volksmund trägt die Bauruine deshalb den Spitznamen "Kurzer Olaf".
Neue Investorengruppe unter Druck
Aktuell verhandelt Bauunternehmer Dieter Becken mit dem Insolvenzverwalter über eine Übernahme. Der Milliardär und Mitinvestor Klaus-Michael Kühne hatte zuletzt große Zweifel geäußert, dass der Turm weitergebaut wird.
Ungewiss ist zudem, wie sich die "Setzungsfolgen" weiterentwickeln, wenn der Turm tatsächlich auf die geplante Höhe von 245 Metern gebaut wird. Klar ist: Je mehr Gewicht, desto mehr Druck. Und auch das geplante Naturkundemuseum in den unteren Stockwerken mit schweren Exponaten - etwa Walskeletten - dürfte das Problem nicht kleiner machen.
Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Panorama 3 | 08.04.2025 | 21:15 Uhr