
Verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer in Berlin beigesetzt
Die verstorbene Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt worden. Neben Angehörigen waren auch Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzler Merz unter den Trauergästen.
- Trauerfeier von Margot Friedländer mit zahlreichen Spitzenpolitikern
- Würdigung ihres Engagements für Demokratie und Verständigung
- Ein liberaler und ein orthodoxer Rabbi gestalteten die Trauerfeier
- 430 Polizisten sorgten für die Sicherheit der Veranstaltung
- Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden in Berlin
Berlin hat Abschied von Margot Friedländer genommen. Die Holocaust-Überlebende und Berliner Ehrenbürgerin wurde am Donnerstag auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Sie fand ihre letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab direkt neben dem Grab ihrer Großeltern.

Gideon Joffe, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Berlin, würdigte Friedländers Leben und Wirken in einer Trauerrede. "Aus der Vergangenheit heraus sind Sie jemand geworden, der nicht hassen wollte, sondern erinnern", sagte Joffe. Friedländer habe "das symbolisiert, was man sich unter einem Menschen vorstellt: Wärme, Nahbarkeit, Mitfühlen." Die Anwesenheit hoher Vertreterinnen und Vertreter des Staates bei der Trauerzeremonie nannte er ein "starkes, würdiges Zeichen".
Gemeinde-Rabbiner Jonah Sievers aus Friedländers Synagogengemeinde Pestalozzistraße nannte die Verstorbene einen "moralischen Kompass". Sie sei nicht nur Zeitzeugin gewesen, sondern auch eine "lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart". Friedländer habe "eine Spur hinterlassen, die über den Tod hinausgeht".
Der jüdische Kolumnist Leeor Engländer würdigte Friedländer in seiner Trauerrede als "moralische Instanz für Millionen". Sie habe viele Hürden überwinden müssen, als sie mit fast 90 Jahren in Deutschland anfing, ihre Geschichte zu erzählen. Und dennoch: "In nur zwei Jahrzehnten hast du ein ganzes Lebenswerk erschaffen." Ihre Mission sei gewesen, für die Millionen Ermordeten zu reden, die nicht mehr für sich sprechen konnten.

Beisetzung Friedländer
Aktuelle und ehemalige führende Köpfe Deutschlands als Gäste
Die Beerdigung fand im engsten Freundes- und Familienkreis statt sowie mit geladenen Gästen. So nahm etwa Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teil. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (alle CDU) nahmen teil sowie der israelische Botschafter Ron Prosor.
Margot Friedländer solle wissen, "dass wir als das wirken, was sie immer 'Zweitzeugen' genannt hat. Wenn sie nicht mehr sein kann, dann sollen wir für sie Zeugnis ablegen von dem, was war", sagte die ehemalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) dem rbb vor Beginn der Zeremonie. Ähnlich äußerte sich der ehemalige Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD): "Ihre Botschaft, die sie jungen Menschen und uns beigebracht hat: Wir haben alle die Verantwortung dafür zu sorgen, dass sowas wie in Nazi-Deutschland nicht wieder passieren kann." Auch die ehemalige Bundestags-Vizepräsidentin Petra Pau (Linke) hob die Bedeutung für die Gegenwart hervor: "Zuallererst einmal sollten wir uns um die Demokratie und unser Zusammenleben sorgen und um unsere Nachbarn und jeden als Menschen ansehen."
Weitere Gäste waren etwa der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sowie die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Nachfolger Olaf Scholz (SPD). Ebenfalls dabei waren der Vorstandschef des Medienhauses Springer, Mathias Döpfner und die Witwe des Verlagsgründers, Friede Springer. Georg Friedrich Prinz von Preußen, der auch Kuratoriumsmitglied der Margot-Friedländer-Stiftung ist, gehörte ebenso zu den Gästen wie Schauspielerin Iris Berben und Moderatorin Dunja Hayali.

Trauerkränze stehen vor der jüdischen Gemeinde in Berlin-Weißensee.
Eine der bekanntesten Zeitzeuginnen
Margot Friedländer war am vergangenen Freitag im Alter von 103 Jahren gestorben. Die gebürtige Berlinerin gehörte zu den bekanntesten und öffentlich aktivsten Zeitzeuginnen der NS-Judenverfolgung. Sie versteckte sich im Untergrund, wurde verraten und ins Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Sie überlebte, ihre Familie wurde von den Nazis getötet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg emigrierte sie in die USA, kam aber im Alter von 88 Jahren zurück in ihre Heimat Berlin. Seither setzte sie sich bei zahlreichen Veranstaltungen etwa an Schulen für Menschlichkeit und Demokratie, gegen das Vergessen der NS-Verbrechen und gegen Hass ein. Als Berliner Ehrenbürgerin erhält Friedländer ein sogenanntes Ehrengrab.
Einen ausführlichen Nachruf auf sie lesen Sie hier.

Hohe Sicherheitsstufe bei Friedländers Beerdigung
Anlässlich der Beisetzung galt in Berlin eine hohe Sicherheitsstufe. Die Berliner Polizei begleitete die Beisetzung mit rund 430 Einsatzkräften, wie sie bei X mitteilte.
Es gelte für die Polizei, einen würde- und respektvollen Rahmen für die Beerdigung zu schaffen und zugleich für die Sicherheit hochrangiger Personen zu sorgen, erklärte eine Sprecherin. Zu einzelnen Schutzmaßnahmen würden jedoch keine Angaben gemacht.
Das Bundesland Berlin ordnete anlässlich der Beisetzung Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden an.
Sendung: "Seid Menschen" - Abschied von Margot Friedländer, 15.05.2025, 9:45, rbb Fernsehen