
Bayern Großer Unmut über drohende Verzögerung beim Endlager Konrad
Die Nachricht, dass sich das Endlager "Konrad" in Salzgitter um Jahre verzögert, sorgt für großen Unmut in Bayern. Denn der Atommüll muss jetzt in Zwischenlagern wie dem am ehemaligen Akw Isar bleiben. Droht aus dem Zwischen-, ein Endlager zu werden?
Die Einlagerung von Atommüll im geplanten Endlager "Konrad" im niedersächsischen Salzgitter könnte sich um Jahre verzögern. Zwei Dokumente, die dem BR und NDR exklusiv vorliegen, zeigen Probleme mit dem niedersächsischen Wasserrecht auf, sodass sich "Konrad" verzögern oder gar ganz scheitern könnte. Das hätte Folgen für den Atommüll in der Region, so wie am stillgelegten Atomkraftwerk Isar bei Landshut. Die Aussicht auf eine weitere Verzögerung sorgt für Ärger und Unverständnis.
Landrat: Isar droht de-facto-Endlager zu werden
Auf BR-Anfrage teilte der Landhuter Landrat Peter Dreier mit, er sehe die Gefahr, dass "unter diesen ungewissen Vorzeichen das Zwischenlager Isar immer mehr zu einem de-facto-Endlager zu werden droht." Denn es sei jetzt zu erwarten, dass auch die schwach- bis mittelradioaktiven Elemente vor Ort bleiben, das zu lagernde Material werde immer mehr. Die langen Zeitspannen seien nicht mehr nachvollziehbar.
Er fordere deshalb eine schnelle sowie sachorientierte Lösung für die Lagerung der radioaktiven Abfälle. Das betreffe ganz Deutschland, die Region Landshut aber unmittelbar. Er hoffe, dass sich die nächste Bundesregierung des Themas annehme und es nicht aussitze – so wie die Regierung zuvor das getan hätte, so Dreier in dem schriftlichen Statement.
Verzögerung hieße Mehrkosten für Standorte
Auch der Landshuter Bundestagsabgeordnete Florian Oßner (CSU) pocht auf die schnelle Inbetriebnahme des Endlagers "Schacht Konrad". Denn auch der Rückbau stillgelegter Kraftwerke – wie am Standort Isar bei Essenbach - würde sich so verzögern und die Standorte würden mit zusätzlichen Kosten belastet, so Oßner.
Die Atommüllbehälter stapelten sich bereits an den Standorten. Für den Bundestagsabgeordneten ist die Inbetriebnahme des Endlagers in Salzgitter entscheidend für den weiteren Prozess der gesamten Endlagersuche. "Falls wir uns bereits bei der Errichtung eines Endlagers für schwach- und mittelradioaktive Abfallstoffe derart schwertun, wie soll dann ein Endlager für hoch radioaktive und wärmeentwickelnde Stoffe überhaupt gelingen?", sagte Oßner.
"Letztes Schlupfloch wird genutzt"
"Völliges Unverständis", äußert auch der Essenbacher Bürgermeister Dieter Neubauer (CSU). Auf seinem Gemeindegebiet befinden sich Abfälle, die für das Endlager in Niedersachsen vorgesehen sind. Das letzte Schlupfloch werde nun genutzt, um das Endlager zu verhindern, sagte Neubauer am Mittwoch zu BR24. Er frage sich, wie es jetzt mit dem Rückbau weitergehe.
Neubauer vermutet, dass das Areal, auf dem der Atommüll aktuell zwischenlagert, brach liegen bleibt und die Gemeinde dadurch Verluste einfährt. Kompensationsforderungen - und da ist er sich mit seinem Amtskollegen Josef Klaus (CSU/Freie Wählerschaft) aus Niederaichbach einig - wären dann die Folge, denn die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hätte "das Thema verschlampt", so der Essenbacher Bürgermeister.
Bundesregierung hält an geplanter Einlagerung fest
Die Bundesregierung hält unterdessen an der geplanten Einlagerung von Atommüll im "Schacht Konrad" fest. Das Bundesumweltministerium reagierte am Mittwoch auf die Berichte von BR und NDR. Ein Ministeriumssprecher räumte zwar ein, dass bestimmte Nachweise im Genehmigungsverfahren neu geführt werden müssten. Allerdings gehe es "in dem Fall nicht um Radioaktivität", sondern darum, ob "wasserrechtliche Bestimmungen eingehalten werden". Grund dafür sei eine 2023 erfolgte Novelle der Trinkwasserverordnung, bei der Grenzwerte abgesenkt worden seien.
"Jetzt muss man die Nachweise, dass nicht zu viele dieser Stoffe in unerlaubter Menge aus dem Endlager austreten könnten und das Grundwasser belasten könnten, neu führen", so der Sprecher weiter. "Wir gehen davon aus, dass mit Beginn der Einlagerung auch einlagerfähige Gebinde [...] zur Verfügung stehen werden", sagte er.
Niedersachsens Umweltminister: Bund soll nachbessern
Unterdessen hat der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) den Bund aufgefordert, beim Thema Schacht Konrad nachzubessern. Bei Verzögerungen könne es zu höheren Kosten und Belastungen für Anwohnerinnen und Anwohner von Akw kommen. Im Hinblick auf die wasserrechtlichen Probleme warte er auf Daten der Bundesgesellschaft für Endlagerung, so Meyer. Der Bund müsse die Liste aktualisieren und die relevanten Stoffe deklarieren. "Damit man genau weiß, welche Stoffe" in das mögliche Endlager kommen. Die strengeren Grenzwerte betreffen Stoffe, die zusammen mit dem Atommüll eingelagert werden könnten – etwa Aluminium, Platin oder Quecksilber.
Der Schacht Konrad ist als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle geplant und soll in den 2030ern in Betrieb gehen. Mehrmals wurde die Inbetriebnahme des bisher vier-Milliarden-Euro-schweren Projekts bereits verschoben. Es ist bislang das einzige genehmigte und im Bau befindliche Atommüll-Endlager in Deutschland.
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Quelle: Regionalnachrichten aus Niederbayern 16.04.2025 - 06:30 Uhr