Man sieht eine Person von hinten, die einen Pulli mit dem Logo der Jungen Alternative trägt-

Bayern Ende der Jungen Alternative in Bayern – (K)ein Neuanfang?

Stand: 15.04.2025 12:03 Uhr

Die AfD will eine neue Jugendorganisation – die Junge Alternative zieht nun Konsequenzen. Nach dem Bundesverband hat sich auch der bayerische Landesverband aufgelöst. Aber: Alte Akteure wollen bleiben.

Von Melanie Katharina Marks

Am Ende geht es schnell. An einem Samstag Ende März trifft sich die Junge Alternative in Bayern, um ihr Ende einzuläuten. Rund 60 Mitglieder sind nach Greding gekommen. Einer der ersten frühlingshaften Tage, am Mittag kommt die Sonne raus. Aber in der Halle ist die Stimmung gedrückt. Es geht um die Auflösung des Vereins. Die Mitglieder diskutieren nicht lange, alle stimmen fürs Ende. Zumindest in dieser Form.

Junge Alternative galt als "gesichert rechtsextremistisch"

Die Junge Alternative (JA) wurde vom Bundesamt für Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextremistisch" eingestuft. Das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz beobachtet die JA seit 2019. Die Nachrichtendienste sehen bei der JA einen "ethnisch-kulturell geprägten Volksbegriff", der gegen die Menschenwürde verstoße. Auch manchen in der AfD ging die JA zu weit.

AfD trennt sich von Junger Alternative

Im Januar, beim Parteitag in Riesa, trennte sich die Bundes-AfD von der JA. Sie beschloss eine neue Jugendorganisation, eingebunden in die Strukturen der Partei. Die Partei hofft, ihre Jugend gegebenenfalls besser vor einem Verbot schützen zu können. Zugleich geht es um Einfluss: Mitglieder der Jugendorganisation müssen künftig grundsätzlich auch Mitglied der Partei sein. Das war bisher nicht so. Außerdem kann die Partei unter bestimmten Voraussetzungen Funktionsträger der neuen Jugendorganisation ihres Amtes entheben.

Die Landesverbände der Jungen Alternative ziehen daraus derzeit ihre Konsequenz und lösen sich auf. Parallel laufen die Vorbereitungen für die neue Jugendorganisation.

Neue Jugendorganisation: größer und gemäßigt?

Der Bundesvorstand hat Ende März alle AfD-Mitglieder unter 36 Jahren per E-Mail angeschrieben. Sie können schon jetzt ihren Beitritt zur entstehenden Jugendorganisation erklären. Täten das alle, hätte die neue Jugendorganisation etwa 8.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Die JA hatte im Bund zuletzt etwa 2.300 Mitglieder, in Bayern nach eigenen Angaben etwa 350. Manche in der AfD hoffen, dass viele neue Mitglieder in der Jugendorganisation einen mäßigenden Effekt haben.

Der Bundesvorstand teilt nicht mit, wie viele Personen sich bereits für die neue Jugendorganisation gemeldet haben. Der bisherige bayerische JA-Vorsitzende Franz Schmid sagt dem BR aber, er wolle wieder für das Amt kandidieren. Für eine Mäßigung steht Schmid nicht. Der Verfassungsschutz in Bayern beobachtet ihn, obwohl die Anforderungen dafür bei Abgeordneten im Landtag besonders hoch sind. Schmid hat gegen die Beobachtung geklagt.

Schmid sagt nun: Die neue Jugendorganisation solle weitermachen wie bisher. "Es ist bei mir, glaube ich, selbstverständlich, dass ich mich nicht distanziere. Das habe ich bisher nicht gemacht, werde ich auch jetzt nicht machen."

Greift der Bundesvorstand durch?

Nach Angaben der bayerischen JA waren schon bisher rund 98 Prozent aller Mitglieder auch in der AfD. Bundesweit waren es etwa 50 Prozent. Gegen sie konnte die Partei bereits Ordnungsmaßnahmen ergreifen.

Wird sie es künftig tun? Etwa wegen einer Zusammenarbeit mit der "Identitären Bewegung"? Die steht auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD. Wer dort Mitglied ist, darf nicht Mitglied in der AfD sein. Jetzt heißt es aus dem Bundesvorstand: "Eine Mitgliedschaft ist ja etwas anderes als eine Zusammenarbeit." Der bayerische Landeschef, Stephan Protschka, sagt: Man könne Einzelgespräche mit Personen führen, um sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen.

JA will Vereinsvermögen an Rechtsextremisten spenden

Wie die bisherige Junge Alternative zu als rechtsextremistisch eingestuften Organisationen stand, hat sie bei ihrer Auflösung noch einmal deutlich gemacht. Der Bundesverband hat da beschlossen, bis zu 5.000 Euro seines Vereinsvermögens an den als rechtsextremistisch eingestuften Verein "Ein Prozent e.V." zu spenden. So bestätigt es das Bundesamt für Verfassungsschutz dem BR. Der Bundesvorstand kommentiert das nicht: Die Junge Alternative sei kein Teil der AfD.

Im Herbst ist die Gründungsversammlung der neuen bayerischen Jugendorganisation. Dann kommen alle AfD-Mitglieder unter 36 Jahren zusammen, die bereits ihren Beitritt erklärt haben. Sie werden sich ein neues Jugendstatut geben, ihre Rechte und Pflichten festlegen. Und sie werden über einen neuen Namen abstimmen. Für Franz Schmid steht der schon fest: "Junge Alternative".

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Quelle: BAYERN 3-Nachrichten 15.04.2025 - 07:30 Uhr