Baden-Württemberg Jäger fordern Lockerung strenger Jagdvorschriften wegen Schweinepest
Die Jäger rund um Schriesheim schlagen Alarm, weil die Wildschweinbestände explodieren. Grund ist das Jagdverbot wegen der Schweinepest. Landwirte klagen über enorme Schäden.
Die Jäger im Rhein-Neckar-Kreis wollen eine Lockerung der strengen Jagdvorschriften, die wegen der Schweinepest erlassen wurden. Denn in den Wäldern und auf den Feldern in der Region seien deshalb immer mehr Wildschweine unterwegs. Sehr zum Leidwesen von Landwirten und Winzern, die über erhebliche Schäden klagen. Äcker, Weinberge und Wiesen würden regelrecht verwüstet. Grund für die unkontrollierte Vermehrung sei das strikte Jagdverbot, das seit August 2024 in Teilen der Region gilt - zum Beispiel entlang der Bergstraße zwischen Laudenbach und Dossenheim.
Erster Schweinepestfall in Hemsbach
Den ersten Fall der afrikanischen Schweinepest hat es im August in Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) gegeben. Dort war ein verendetes Wildschwein entdeckt worden. Daraufhin wurde das Jagdverbot in so genannten "Sperrzonen" verhängt. Nachdem trotz intensiver Suche in Nordbaden keine weiteren Kadaver entdeckt wurden, fordern die Jäger nun, dass sie wieder Wildschweine jagen dürfen. Denn die Wildschweinpopulation wächst stetig und das wird mehr und mehr zum Problem.
Schweine haben Weintrauben gefressen
Der Winzer und Jäger Georg Bielig aus Schriesheim erzählt, dass Wildschweine im September in seinem Weingut in drei Nächten über 1.000 Kilogramm Merlot-Trauben gefressenm haben. Den Schaden beziffert er auf rund 17.000 Euro. Vor dem Jagdverbot habe es keine Ausfälle durch Wildschweine gegeben.
Rein rechtlich darf ich nicht mal die Wildschweine von der Fläche verjagen. Da einfach zuzusehen, dass Schaden entsteht, der vermeidbar war, das tut schon weh. Georg Bielig, Jäger und Winzer
Winzer Georg Bielig begutachtet die Schäden in seinem Weinberg.
Landwirte und Anwohner klagen über Wildschweine
Auch Landwirte wie Michael Weinhold beklagen massive Grünlandschäden. Da die Schweine die Wiesen durchwühlt hätten, sei die Neuansaat zerstört worden. Der erste, ertragreichste Schnitt falle deshalb aus. Dadurch fehle Futter im Stall. Die Flächen seien nicht befahrbar und müssten eingeebnet werden. Der finanzielle Schaden liege bei mehreren tausend Euro, sagt der Landwirt.
Jäger darf Tiere nicht jagen
Stefan Ewald ist Jagdpächter in Schriesheim (Rhein-Neckar-Kreis). Er würde den Landwirten und Winzern gerne helfen, darf aber seit dem Verbot nicht mehr jagen. Die entstandenen Schäden machen auch ihm Sorgen. 30.000 Hektar sind entlang der Bergstraße betroffen. Die Wildschweinpopulation wächst und die Tiere nehmen immer mehr an Gewicht zu, weil so viel Futter verfügbar sei. Weil man jetzt nicht eingreifen könne, rechnet Ewald auch im nächsten Jahr mit großen Problemen. Denn im Februar beginnt die Schonzeit, dann darf bis Juni ohnehin nicht mehr gejagt werden.
Die Schäden kann man nicht rückgängig machen, dafür hat man das Geld und die Zeit nicht. Drei Monate nicht zu jagen, ist ein großes Problem. Das von heute auf morgen aufzuholen, ist kaum möglich. Stefan Ewald, Jagdpächter Schriesheim
Dass es so viele Wildschweine gibt, beunruhigt auch Anwohnerinnen und Anwohner. Sie berichten, dass die Tiere sogar bis an die Häuser herankämen und man sie nachts immer wieder schreien höre.
Sendung am Di., 19.11.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW