Ein Einschussloch in einem Fenster des Wohnhauses in Eichstetten.

Eichstetten in Baden-Württemberg Polizei erschießt bewaffneten Angreifer

Stand: 17.02.2025 15:58 Uhr

Polizisten haben in Eichstetten nahe Freiburg einen Mann erschossen. Der 48-Jährige soll die Beamten der Polizei zufolge mit einer Schrotflinte bedroht haben. Der Mann hatte zuvor seine Lebensgefährtin und das gemeinsame Kind angegriffen.

Polizeikräfte haben am späten Sonntagabend in Eichstetten am Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) auf einen 48-Jährigen geschossen, der im Ort mit einer Schrotflinte herumlief und die Beamten damit bedrohte. Das teilten das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft Freiburg mit. Der Mann habe zuvor mehrere Aufforderungen ignoriert, die Waffe abzulegen. Er wurde anschließend in ein Krankenhaus gebracht, wo er notoperiert wurde, aber kurz danach verstarb.

Kriminaltechniker markieren den Tatort in Eichstetten.

Zahlreiche Markierungen mit Nummern: Vor diesem Haus in Eichstetten wurden etliche Schüsse abgegeben.

Anwohner: "Ich habe eine Schusssalve gehört"

Eine schmale, dicht bebaute Straße: Einen Tag nach den Schüssen leuchten Markierungen in Neongrün und Neonpink auf dem Asphalt. Auch Blutstropfen sind zu erkennen. Einschusslöcher in Fensterscheiben und der Fassade eines Hauses zeugen von den Ereignissen des Sonntagabends.

Kriminaltechniker und Beamte des Landeskriminalamts Stuttgart sind vor Ort. Sie rekonstruieren den Tathergang und befragen unter anderem Nachbarn wie Franz-Josef Kamerewerd. Er berichtet, im Keller am Computer gesessen zu haben, als er draußen Stimmen hörte: "Ich dachte, es seien randalierende Jugendliche." Aus Sicherheitsgründen blieb er im Haus. "Wenig später hörte ich eine Schusssalve", erzählt der Rentner. Der Vorfall erschüttert ihn: "Man weiß nicht, was los ist, warum es passiert ist."

Nachbar rettet Kind per Leiter

Die Polizeibeamten waren am Sonntagabend angerückt, weil die 47-jährige Lebensgefährtin des Mannes sie per Notruf aus ihrer Wohnung gerufen hatte. Sie berichtete, dass der 48-Jährige sie und ihr gemeinsames zehnjähriges Kind geschlagen habe. Daraufhin zog sie sich mit dem Kind in ein Zimmer zurück und verschloss die Tür. Der Mann versuchte, die Zimmertür einzutreten, und gab mutmaßlich einen Schuss auf die geschlossene Tür ab. Der Schuss durchschlug die Tür, traf jedoch niemanden. Das Kind erlitt jedoch ein Knalltrauma.

Ein Nachbar wurde durch den Krach des Randalierers auf den Vorfall aufmerksam. Er lehnte eine Leiter an das Fenster des Zimmers im ersten Stock, sodass das Kind hierüber flüchten konnte. Der 48-jährige Angreifer verließ währenddessen mit der Waffe die Wohnung und lief die Straße entlang, wo ihn die Polizisten stellten.

Ein Nachbar hatte eine Leiter an das rechte Fenster des Zimmers im ersten Stock gelehnt, sodass das Kind flüchten konnte.

Ein Nachbar hatte eine Leiter an das rechte Fenster des Zimmers im ersten Stock gelehnt, sodass das Kind flüchten konnte.

Angreifer hätte Waffen nicht besitzen dürfen

Die Polizei schoss auf den 48-jährigen Mann. Während der Versorgung stellten die Beamten eine Schrotflinte und eine Pistole sicher, die er bei sich trug. Laut LKA und Staatsanwaltschaft durfte er diese Waffen nicht besitzen, da gegen ihn ein behördliches Waffenbesitzverbot bestand. Der Mann war bereits wegen Betäubungsmittel- und Körperverletzungsdelikten sowie Verstößen gegen das Waffengesetz polizeibekannt.

Eichstettens Bürgermeister erschüttert und erleichtert

Einen Tag nach den Schüssen in Eichstetten äußert sich Bürgermeister Michael Bruder (CDU) besorgt. "Die Stimmung ist betroffen, und die Gedanken kreisen darum, was noch hätte passieren können." Er zeigt sich erleichtert, dass es der Frau, dem Kind und den Polizisten gut geht und keine weiteren Bürger betroffen sind. Bruder gibt an, die Familie nicht zu kennen. Sie sei erst vor ein oder zwei Jahren nach Eichstetten gezogen. Der 58-Jährige betont, dass die Gemeinde bereit sei, der Frau und dem Kind bei der Unterbringung zu helfen, falls dies notwendig werde. Eine entsprechende Anfrage liege jedoch bisher nicht vor.

Ermittlungen laufen: Motiv noch unklar

Die Ermittlungen hat das LKA Baden-Württemberg übernommen. Das verletzte Kind wurde im Krankenhaus behandelt. Die Mutter und das Kind werden psychologisch betreut.

Einsatzfahrzeuge stehen in Eichstetten am Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).

Einsatzfahrzeuge stehen in Eichstetten am Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald).

Laut Landeskriminalamt war zunächst unklar, wie viele Beamte geschossen hatten und wie viele Schüsse abgegeben wurden. Die Ermittlungen laufen.

Sendung am Mo., 17.2.2025 16:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete SWR aktuell am 17. Februar 2025 um 01:42 Uhr.