Aufarbeitung der Kolonialzeit Tausende menschliche Gebeine aus Kolonien
Tausende menschliche Gebeine, die während der Kolonialzeit aus den Kolonien geraubt wurden, lagern noch in Berlin. Eine Studie versucht sich an einer Bestandsaufnahme - auch um die Rückgabe zu ermöglichen.
In Berlin lagern Tausende menschliche Gebeine, die während der Kolonialzeit nach Berlin geschafft wurden. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Analyse, die vom Verein Decolonize Berlin vorgestellt wurde. Die Erhebung zählte mindestens 5958 menschliche Gebeine aus kolonialen Kontexten, die etwa in Berliner Universitäten und der Charité lagern.
Die tatsächliche Zahl werde aber höher sein, weil nicht alle angefragten Einrichtungen geantwortet hätten, so die Forscher. Schätzungsweise seien es mehr als 9458 Gebeine, etwa Schädel und Skelette.
Bestandsliste fehlt bislang
In Berlin als ehemaliger Reichshauptstadt seien während der Kolonialzeit besonders viele Sammlungen entstanden. "Die Frage ist, wie wir als Aneignungsgesellschaft mit unserem kolonialen Erbe umgehen wollen", sagte Isabelle Reimann, die Autorin der Studie.
Um etwa menschliche Überreste in ihre Ursprungsländer zurückgeben zu können, brauche man verlässliche Informationen, was überhaupt in Berlin lagere. Es gebe jedoch bis heute keine öffentlich zugängliche, bundesweite Bestandsliste.
"Es geht hier auch um den grundsätzlichen Wunsch vieler Menschen, ihre Vorfahren angemessen bestatten zu wollen", sagte Reimann. Dafür brauche es möglichst vollständige und belastbare Informationen, damit Angehörige und Vertreterinnen und Vertreter indigener Organisationen informierte Entscheidungen zum Umgang mit den sterblichen Überresten ihrer Vorfahren treffen können, heißt es in der Studie.