Lage in Deutschland Jedem fünften Kind droht Armut

Stand: 13.03.2022 15:22 Uhr

Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als armutsgefährdet. Die Bundesregierung plant bereits Entlastungen für Betroffene. Der Linkspartei reicht das nicht.

In Deutschland ist weiterhin jedes fünfte Kind von Armut bedroht. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Danach waren im Jahr 2020 bundesweit 20,2 Prozent der unter 18-Jährigen armutsgefährdet. Im Jahr 2019 lag die Quote bei 20,5 Prozent.

Bremen an der Spitze

Das Armutsrisiko für Kinder fällt dabei je nach Bundesland sehr unterschiedlich aus. In Bremen sind den Zahlen des Bundessozialministeriums zufolge 42 Prozent der Kinder von Armut bedroht. Mit einigem Abstand folgt Sachsen-Anhalt mit einer Quote von 26,2 Prozent. In Bayern sind es dagegen lediglich 12,2 Prozent, in Baden-Württemberg 15,8 Prozent und in Brandenburg 16,8 Prozent. Über die Regierungsantwort hatte zunächst die Funke Mediengruppe berichtet.

Voraussichtlich an diesem Mittwoch will die Bundesregierung einen Sofortzuschlag für Betroffene auf den Weg bringen. Etwa 2,7 Millionen Kinder und Jugendliche sollen ab 1. Juli 20 Euro mehr im Monat bekommen. Die Bundesregierung hat ferner angekündigt, armutsgefährdeten Familien auch grundsätzlich besser helfen zu wollen.

Linkspartei fordert Anhebung des Kindergeldes

Der Linkspartei reicht dies nicht. Familien litten besonders unter den aktuell sehr hohen Preisen für Lebensmittel und Energie, sagte Fraktionschef Dietmar Bartsch. Er forderte die sofortige Anhebung des Kindergelds für alle Kinder auf 328 Euro. Für die Ärmsten brauche es eine Kindergrundsicherung bis 630 Euro. "Kinderarmut ist ein trauriger Skandal in unserem reichen Land", erklärte Bartsch.

Auf die Frage, wann die angekündigte Kindergrundsicherung komme, schreibt das Sozialressort, die vereinbarte Arbeitsgruppe werde in Kürze starten. Bartsch sagte: "Dass die Bundesregierung erst einmal einen Arbeitskreis gründen will, ist eine bittere Nachricht."

Wegen der steigenden Energiepreise hatte die Koalition zudem unter anderem die Abschaffung der EEG-Umlage, eine Anhebung der Pendlerpauschale für Fernpendler und einen Zuschlag für Bedürftige beschlossen. Die Grünen forderten weitere Entlastungen, etwa in Form eines Energiegelds. Es gehe um den sozialen Frieden in Deutschland. Als grundsätzliche Sozialreform will die Ampelkoalition zudem die Grundsicherung in heutiger Form durch ein Bürgergeld ersetzen.

Als Maßstab für Armutsgefährdung gilt dabei, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens auskommen muss. Da die Berechnung auf dem gesamten Haushaltseinkommen basiert, ist der entscheidende Faktor das Einkommen der Eltern. Es handelt sich um die jüngsten statistischen Daten aus dem Jahr 2020.

 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 13. März 2022 um 09:42 Uhr.