Habeck in Kenia Bloß kein Wahlkampf in Afrika
Wenige Monate vor der vorgezogenen Bundestagswahl reist Habeck nach Kenia. Vor Ort wirbt er für grüne Projekte. Wahlkampf sei das aber nicht, betont der Wirtschaftsminister.
Robert Habeck steht am Ufer und sucht nach Nilpferden. "Wenn wir Glück haben, sehen wir vielleicht eins", sagt der deutsche Vizekanzler, während er mit zusammengekniffenen Augen über den Naivasha-See schaut. "Oder wir haben Pech und werden von einem gefressen", lacht Habeck. Nee nee, sei gar nicht möglich, wird er sofort belehrt. Die Nilpferde hier in Kenia seien zwar sehr gefährlich, aber reine Vegetarier.
Habeck ist umringt von gut zwanzig deutschen Journalisten, die ihn auf seiner zweitägigen Afrikareise begleiten. Ein deutscher Wirtschaftsminister zu Besuch in Kenia ist in normalen Zeiten eher mäßig interessant. Aber Habeck wurde von den Grünen gerade erst zum Kanzlerkandidaten gekürt - und in gut achtzig Tagen wird gewählt. Auch wenn diese Reise nicht Teil des Wahlkampfs ist, wie der Wirtschaftsminister betont.
"Ich sag hier ja nicht: Ich bin der Tollste und die Grünen sind die Besten", sagt Habeck im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio. Diese Reise nach Kenia sei halt "die Arbeit, die ich noch mache".
Zwei verschiedene Social-Media-Konten
Offiziell darf Habeck diese Reise auch gar nicht zu Wahlkampfzwecken nutzen. Weil er als Wirtschaftsminister reist, wird der Besuch von der Regierung bezahlt. Die Vorgaben sind deshalb streng. Habeck und sein Team sind zur parteipolitischen Neutralität verpflichtet.
Deutlich wird das zum Beispiel in den sozialen Medien. Auf Instagram hat Habeck zwei separate Accounts: Einen als Minister mit 552.000 Followern und einen als Grünen-Politiker mit 147.000 Followern. Und weil Habeck eben nicht als Grünen-Wahlkämpfer in Kenia ist, gibt es auf diesem Account auch keinen Post aus Kenia. Auf dem anderen dafür umso mehr: Habeck vor dem Naivasha-See, Habeck im Gespräch mit Jugendlichen.
Er nutzt die Reise, um sich als Vizekanzler zu präsentieren, der nach vorne schaut und das große Ganze in den Blick nimmt: Wirtschaft, Klimaschutz, Fachkräfte und Startups. Besonders am Herzen liegen ihm die grünen Projekte.
Viele Chancen, die Afrika bietet
Bei der Besichtigung eines Geothermie-Kraftwerks beschwört Habeck die vielen Chancen, die Afrika biete: der Fokus auf erneuerbare Energien und die Möglichkeit, schon bald gut ausgebildete Arbeitskräfte für Deutschland zu gewinnen. Die Botschaft: Auch hier in Kenia können wir unsere Probleme in Deutschland lösen. Denn die Meldungen zur Wirtschaftslage daheim sind schon länger ernüchternd - anhaltende Rezession, Arbeitsplatzabbau in der Industrie, spürbarer Kaufkraftverlust für viele.
Konkrete Vereinbarungen gibt es bei dieser Reise allerdings nicht. Habeck informiert und präsentiert sich. Neue Abkommen werden nicht geschlossen. Viel anbieten kann ein Wirtschaftsminister, der zu Hause keine eigene Mehrheit mehr hat, ohnehin nicht.
Trotzdem dürfte die Reise Habeck auch im Wahlkampf nutzen. Sich als weltgewandter Staatsmann zu präsentieren ist ein Vorteil, den nicht alle Kanzlerkandidaten haben. So liefert der zweitägige Aufenthalt für Habeck gute Bilder und viel Aufmerksamkeit.
Aber eins gelingt dem Kanzlerkandidaten nicht: Trotz intensiver Ausschau lässt sich am Naivasha-See kein Nilpferd blicken.