Klimaschutz Bundesregierung beschließt Moorstrategie
Die Bundesregierung will Moore besser schützen und hat deshalb jetzt eine Strategie verabschiedet. Dabei geht es nicht nur um Naturschutz, sondern vor allem auch um die Rettung des Klimas.
Moore könnten große Klimaschützer sein, CO2 binden und Lebensräume für seltene Arten bieten. "Könnten", denn mehr als 90 Prozent der Moore sind trockengelegt und oft das genaue Gegenteil von Klimaschützern. Naturbelassene Moore binden viel Kohlenstoff im nassen Boden - altes Laub, Zweige, Holz. Ist das Wasser weg, reagiert der Kohlenstoff mit Sauerstoff aus der Luft zu CO2 - schlecht für das Klima. Trockengelegte Moorböden sind für 7,5 Prozent des gesamten Ausstoßes von Treibhausgasen in Deutschland verantwortlich.
Bundesumweltministerin Steffi Lemke will umsteuern: "Wir wollen Moore schützen, wir wollen Moore wiedervernässen, damit sie Kohlenstoff einlagern können." Denn nur, wenn bei Moorböden der Wasserpegel wieder steigt, lässt sich der Kohlendioxidausstoß verringern. Die Grünen-Politikerin hat dem Kabinett eine nationale Moorschutzstrategie vorgelegt, die jetzt beschlossen wurde.
Moorschutz als öffentliches Interesse
Die Bundesregierung will zum einen die Moore, die noch in gutem Zustand sind, dauerhaft schützen und dafür gesetzlich festlegen, dass der Moorschutz im öffentlichen Interesse liegt. Eine Autobahn durch oder eine Wohnsiedlung im Moorgebiet wäre dann nicht mehr so einfach möglich. Das ist eine Stellschraube in der Strategie.
Aber die noch größere Herausforderung werden die trockengelegten Moorböden. Viele davon werden von Landwirten als Wiesen für Milchkühe oder als Ackerland genutzt. Das geht auf nassen Moorböden nicht. Landwirte in Regionen mit vielen Moorböden könnten ihre Lebensgrundlage verlieren. Deshalb betont Umweltministerin Lemke, dass sie keine Verbote will: "Ich setze jetzt zunächst auf Freiwilligkeit, und ich bin mir sicher, dass viele mitmachen wollen."
Vier Milliarden Euro für den natürlichen Klimaschutz
Um Gemeinden, Bürgerinnen und vor allem Landwirte zu überzeugen freiwillig mitzumachen, hat die Umweltministerin - anders als in der Vorgängerregierung - eine große Summe Geld zur Verfügung. Im Rahmen des Aktionsprogramms natürlicher Klimaschutz kann die Ministerin in den nächsten Jahren vier Milliarden Euro ausgeben. Einen Teil davon will sie in Förderprogramme stecken, die den Landwirten die Umstellung möglich machen sollen.
Leicht wird das nicht, denn viele alternative Bewirtschaftungskonzepte stehen noch am Anfang. Zum Beispiel Pflanzen anbauen, die mit den nassen Böden klarkommen, wie Schilfrohr. Oder Wasserbüffel statt Rinder als Fleischlieferanten. Geld verdienen lässt sich damit bisher kaum.
Solarfarm statt Kuhweide
Eine weitere Möglichkeit wäre, Photovoltaikanlagen auf die Moorböden zu stellen. Das ist eine Idee, die auch der Deutsche Bauernverband gut findet. Der drängt auf Alternativen, die für die Landwirte wirtschaftlich tragfähig sind. Denn insgesamt sei rund eine Million Hektar landwirtschaftliche Fläche betroffen, sagt Generalsekretär Bernhard Krüsken: "Wir reden nicht über einzelne Flächen und Flurstücke, wir reden über ganze Betriebe, ganze Dörfer und ganze Regionen. Also das heißt, das ist ein erheblicher Eingriff, wenn wir über Wiedervernässung reden."
Deshalb plädiert Krüsken für ein gemeinsames Vorgehen mit den Betroffenen und findet Lemkes Ansatz richtig, auf Freiwilligkeit zu setzen. Auch der Naturschutzbund (NABU) kann viel Gutes an der Moorschutzstrategie finden. NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger wünscht sich aber mehr Tempo. Das Ambitionsniveau sei zu niedrig: "Zehn Prozent der CO2-Emissionen aus Mooren sollen bis 2030 eingespart werden, das ist deutlich zu wenig." Gleichzeitig fehle jede Perspektive für die Zeit nach 2030, sagt Krüger.
Umweltministerin will loslegen
Bund und Länder hatten bereits im vergangenen Jahr vor der Bundestagswahl dieses Ziel vereinbart. Die grüne Umweltministerin hält daran fest. Sie will nicht mehr nur über Ziele diskutieren, sondern "ins Machen kommen" und loslegen. Das ist aus Sicht von Klimaschützern auch dringend nötig, denn bisher sind vor allem Pilotprojekte gestartet. Bis wirklich viel Moorboden wieder nass sein wird, ist es noch ein langer Weg.