Nach Rücktritt als Verteidigungsminister Guttenberg spricht offen über seine Depression
2011 trat Karl-Theodor zu Guttenberg wegen einer Plagiatsaffäre als Verteidigungsminister zurück. Jetzt hat der CSU-Politiker über seine mentale Gesundheit in der damaligen Zeit gesprochen - insbesondere über seine Depression.
Der frühere Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat offen über seine Depression gesprochen. Sein Rücktritt 2011 sei ein zusätzlicher Auslöser gewesen, erzählte er dem Entertainer Harald Schmidt im Podcast Raus aus der Depression des Radiosenders NDR Info. Über seine Zeit als Spitzenpolitiker sagte der 52-Jährige, insbesondere als er sehr früh und viel zu schnell in hohe Ämter aufgestiegen sei, sei er an die Grenzen seiner Belastbarkeit gestoßen.
Guttenberg litt unter Panikattacken
"Das sind Grenzen, die sind physischer Natur", sagte zu Guttenberg weiter. "Aber ich habe auch festgestellt, wie zunehmend mein Geist Schaden nimmt." Nach seinem Rücktritt hätten Ärzte bei ihm eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. "Da habe ich mich zunächst erstmal ganz furchtbar idiotisch gefühlt. Und meinte, das ist eine Schwäche, die darf ich mir als Allerletzter in diesem ganzen Umfeld zugestehen."
Es seien Panikattacken und schließlich die Diagnose Depression gefolgt. Laut Guttenberg stellte sich heraus, dass die Depression eine sehr frühe Veranlagung in seinem Leben war. Sein Rücktritt als Verteidigungsminister sei dabei nur ein zusätzlicher Trigger gewesen. Mittlerweile habe er seit Jahren keine Symptome mehr, so der Ex-Minister.
Rücktritt wegen Plagiatsaffäre
Zwischen 2009 und 2011 war Guttenberg erst Wirtschafts- und dann Verteidigungsminister. Wegen einer Affäre um Plagiate in seiner Doktorarbeit trat er 2011 nach 16 Monaten im Amt zurück. Eine Behandlung mit Psychotherapie und kurzfristig auch Medikamenten habe geholfen, dass er heute wieder ein zufriedenes Leben führen könne. "Ich kann sagen, dass ich mich heute in einer guten Ausgangssituation befinde, in der ich nicht wäre, wenn ich mir damals nicht Hilfe gesucht hätte", sagte zu Guttenberg.
"Rücktritt war der größte Segen"
Bislang hat der CSU-Politiker den Rückzug aus der Politik nicht bereut. "Ich bin gottfroh, nicht mehr im politischen Zirkus herumturnen zu müssen", sagte er. Er habe irgendwann feststellen müssen, dass er den Anforderungen des politischen Geschäfts schlichtweg nicht gewachsen sei. Andere seien besser "für das harte, bissige, nicht immer liebevolle, aber trotzdem sehr benötigte Geschäft" gemacht als er.
Dank des Rücktritts habe er sich aber seine Schwächen eingestehen und sie bearbeiten können. "Das war ein ganz großes Geschenk. Von daher war das, was manche als Lebensniederlage von außen empfunden haben, und was es sicherlich in mancherlei Hinsicht auch war, nämlich mein Rücktritt, der größte Segen, der mir passieren konnte", sagte Guttenberg.