Thilo Mischke

ARD-Kulturmagazin Thilo Mischke wird doch nicht ttt-Moderator

Stand: 04.01.2025 13:28 Uhr

Die Ankündigung, dass Thilo Mischke die Kultursendung titel, thesen, temperamente moderieren sollte, hatte heftige Kritik ausgelöst. Dem Journalisten wurde Sexismus vorgeworfen. Nun hat die ARD Konsequenzen gezogen.

Der Journalist Thilo Mischke wird doch nicht Moderator des ARD-Kulturmagazins ttt - titel, thesen, temperamente. Das gab die ARD bekannt, nachdem zuerst die Süddeutsche Zeitung darüber berichtet hatte. Zuletzt hatte sich Kritik an Mischke wegen dessen früherer Autorentätigkeit gemehrt.

Die ARD teilte zur Begründung mit, die in den vergangenen Tagen entstandene "heftige Diskussion um die Personalie Thilo Mischke überschattet die für uns zentralen und relevanten Themen, die wir mit der Sendung und Marke ttt transportieren und gemeinsam mit der Community diskutieren möchten so, dass dies nicht mehr möglich ist". Thilo Mischke und die ARD seien sich einig darin, dass es nun vor allem darum gehe, einen weiteren Rufschaden von ttt und Mischke abzuwenden, heißt es weiter.

Protest von Kulturschaffenden

Die Kritik drehte sich um die Vergangenheit Mischkes, im Mittelpunkt stand dabei sein Buch "In 80 Frauen um die Welt" aus dem Jahr 2010. Mischke reiste wegen einer Wette, 80 Frauen zu verführen, um die Welt. Daraus entstand das Buch.

Mehr als 100 Kulturschaffende hatten sich in einem offenen Brief an die ARD gewendet und angekündigt, die Zusammenarbeit mit Mischke zu verweigern. Die Unterzeichner warfen ihm vor, sich nicht kritisch mit seinem früheren Werk auseinandergesetzt und sich nicht ausreichend distanziert zu haben.

ARD hielt zunächst an Personalie fest

Die ARD hatte vor Weihnachten bekannt gegeben, dass Mischke ab Mitte Februar mit Siham El-Maimouni die Moderation der Sendung übernimmt, die traditionell sonntags am späten Abend im Ersten ausgestrahlt wird. ttt zählt zu den bekanntesten Kulturformaten der ARD. Die Sendung gibt es seit 1967. Im vergangenen Jahr schalteten durchschnittlich rund 850.000 Zuschauer (Marktanteil 7,4 Prozent) ein. Zudem war der Start eines Kultur-Podcasts vorgesehen, den Mischke mit der Autorin Jule Lobo moderieren sollte.

Die ARD hatte an der Personalie zunächst trotz Kritik festgehalten und betont: "ttt stellt sich gegen jede Form von Sexismus und Rassismus und steht, genauso wie Thilo Mischke, für Meinungsvielfalt und Toleranz." Seit der Veröffentlichung des Buches habe er sich "intensiv und selbstkritisch mit den Vorwürfen, darin ein sexistisches Frauenbild vermittelt und stellenweise rassistische Sprache benutzt zu haben, auseinandergesetzt".

Auf dem Instagram-Profil von ttt war an Heiligabend zu lesen, dass man nicht nur Unterstützung, sondern auch kritische Rückmeldungen erhalten habe. "Eines vorweg: Wir hören euch." Man bat um Zeit, um das Thema aufzuarbeiten. Heute teilte die ARD mit, Mischke befinde sich in einem noch andauernden Prozess der Auseinandersetzung mit den Ereignissen und werde sich zu gegebener Zeit selbst zur Sache äußern.

Durch ProSieben-Reportagen bekannt

Mischke ist seit Jahren vor allem durch Reportagen für den privaten Fernsehsender ProSieben bekannt und gewann diverse Preise - unter anderem 2023 den Deutschen Fernsehpreis für die Reportage "Verlassen und vergessen? Afghanistan im Griff der Taliban" und 2020 den Bayerischen Fernsehpreis für die Reportage "Deutsche an der ISIS-Front".

ProSieben stellte sich in dieser Woche hinter Mischke. "Wir schätzen ihn, weil er seit Jahren unfassbar wichtige und gute Reportagen macht, für die er vielfach ausgezeichnet wurde. Ihn nur an einem Buch aus der Damals-Zeit zu messen, ist ein sehr sehr selbstgerechter Ansatz, der viel über diejenigen aussagt, die genau das machen", so der Sender auf X.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 04. Januar 2025 um 14:00 Uhr.