München 1972 Kommission soll Olympia-Attentat aufarbeiten
Jahrzehntelang haben Angehörige der Opfer des Olympia-Attentats von 1972 um Entschädigung gekämpft. Nun wird eine weitere ihrer Forderungen umgesetzt: Eine Kommission wird die Geschehnisse aufarbeiten.
Das Bundesinnenministerium hat eine Kommission eingesetzt, die das Attentat auf die israelische Mannschaft während der Olympischen Spiele 1972 in München aufarbeiten soll.
Acht Experten und Expertinnen aus verschiedenen Wissenschaftsgebieten sollen die Ereignisse sowie die Vor- und Nachgeschichte von damals wissenschaftlich darstellen und bewerten. Das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin unterstütze die Arbeit des Gremiums.
Faeser will auch Umgang mit Angehörigen beleuchten
Die Einsetzung der Kommission ist Teil einer Vereinbarung der Bundesregierung mit den Hinterbliebenen der Opfer, die im vergangenen Jahr zum 50. Jahrestag des Überfalls auf die israelische Mannschaft geschlossen worden war.
Die Hinterbliebenen aus Israel kämpften jahrzehntelang um eine Entschädigung, eine Entschuldigung und eine historische Aufarbeitung. Eine Einigung, unter anderem über 28 Millionen Euro Entschädigung, kam erst wenige Tage vor dem 50. Jahrestag zustande.
Innenministerin Nancy Faeser nannte es beschämend, "dass quälende Fragen viel zu lange offengeblieben sind". Viel zu lange habe es an Aufklärung, Aufarbeitung, Transparenz und der Übernahme von Verantwortung gemangelt. Ihr sei es besonders wichtig, dass auch der Umgang mit den Angehörigen nach dem Attentat und Fragen der Erinnerungskultur beleuchtet werden.
Zentralrat der Juden nennt Schritt "längst überfällig"
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sprach von einem längst überfälligen Schritt. Das Geschehen sei von einem umfassenden und erschütternden Staatsversagen begleitet gewesen. Die Aufarbeitung sollte seinen Worten zufolge auch "zu mehr Verständnis und Sensibilität im Umgang mit palästinensischen Organisationen führen, die diesen Terroranschlag auch heute noch gutheißen."
"Die Aufarbeitung wird hoffentlich zu historischer Gerechtigkeit beitragen", erklärte Ankie Spitzer. Sie ist die Witwe des bei dem Attentat getöteten israelischen Fechttrainers André Spitzer und gehört zum dem Kreis der Angehörigen der Attentatsopfer, die mit der Bundesregierung die Vereinbarung ausgehandelt hatten. Sie begrüßte, dass die Archive nun zugänglich gemacht würden.
Palästinensische Terroristen verübten Attentat
Am 5. September 1972 drangen palästinensische Terroristen in die Unterkunft der Sportler im Olympischen Dorf ein, erschossen zwei Männer und nahmen neun Geiseln. Rund 18 Stunden später endete ein Befreiungsversuch auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck mit einem Blutbad. Alle neun israelischen Geiseln, der Polizist Anton Fliegerbauer und fünf Attentäter starben. Die Terroristen wollten mehr als 200 Gefangene in Israel und die RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof freipressen.