Lagebild des BKA Cyberangriffe aus dem Ausland stark gestiegen
Mehr als 800 Unternehmen und Institutionen wurden im vergangenen Jahr Opfer von Cyberangriffen. Täter schlagen immer häufiger aus dem Ausland zu. Innenministerin Faeser warnt insbesondere vor Angriffen aus Russland.
Die Gefahr durch Cyberangriffe wächst laut Bundeskriminalamt (BKA) weiter. Es gebe eine "steigende Tendenz bei Cyberangriffen sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht", teilte die Behörde bei der Vorstellung des "Bundeslagebilds Cybercrime" für das Jahr 2023 mit.
Laut Bericht liegt das vor allen an Fällen, bei denen sich die Täter im Ausland befinden oder deren Aufenthaltsort unbekannt ist - den Schaden richten sie aber in Deutschland an. Um rund 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stiegen die erfassten Cybercrime-Delikte bei Auslandstaten. Eine Zunahme der Angriffe aus dem Ausland wird bereits seit dem Jahr 2000 beobachtet, als diese Taten erstmals separat erfasst wurden.
Angriffe aus dem Inland sinken leicht
Die Zahl der Cyberangriffe aus dem Inland sank dagegen 2023 um 1,8 Prozent laut Polizeilicher Kriminalstatistik. Die Aufklärungsquote stieg mit 32 Prozent leicht. Das Bundeskriminalamt habe erfolgreich kriminelle Netzwerke zerschlagen, von denen Cyberkriminalität ausgehe, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.
Die SPD-Politikerin betonte aber zugleich: "Wir müssen den Schutz gegen die aktuellen Bedrohungen überall weiter hochfahren." Die Bedrohungslage bleibe hoch. Als Urheber von Cyberkriminalität nannte Faeser explizit Russland.
Der Digitalverband Bitkom warnt, dass auch die Angriffe aus China zunehmen. Innerhalb von zwei Jahren sei die Zahl der bekannten Fälle um 50 Prozent gestiegen. Aus Russland sei sogar eine Verdopplung der Angriffe gemessen worden, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. 80 Prozent der Unternehmen seien von Attacken wie Datendiebstahl, Spionage oder Sabotage betroffen.
Finanzstarke Unternehmen im Visier
Bundesweit zeigten 2023 mehr als 800 Unternehmen und Institutionen Ransomware-Fälle an, wie es im Bundeslagebild heißt. Besonders häufig greifen Täter finanzstarke Unternehmen und öffentliche Einrichtungen an. Aber auch leicht verwundbare kleine und mittelständische Unternehmen wurden häufig Opfer von Angriffen.
Zu den schwerwiegendsten Bedrohungen zählten nach wie vor Ransomware-Angriffe, bei denen Kriminelle die Daten von Unternehmen oder auch der öffentlichen Verwaltung verschlüsseln und ein Lösegeld für die Entschlüsselung fordern.
Täter machten "Sommerpause"
Laut Bitkom richteten die Täter im Jahr 2023 einen Schaden von 205,9 Milliarden Euro an - durch analogen und digitalen Diebstahl, Industriespionage und Sabotage von Unternehmen. Von den Gesamtschäden führt der Verband fast drei Viertel auf Cyberattacken zurück.
16,1 Milliarden Euro erpressten Täter mit gestohlenen oder verschlüsselten Daten. Die meisten Täter schlugen laut Bericht im Frühjahr und Herbst zu, dazwischen gab es den jährlichen Trend einer "Sommerpause".