Statistisches Bundesamt Fast jeder zehnte Schüler besucht Privatschule
In Deutschland wird mehr privat gelernt: Sowohl die Zahl von Schülern an Privatschulen hat binnen 20 Jahren zugenommen als auch die von privat Studierenden. Die Zahl öffentlicher allgemeinbildender Schulen ging hingegen zurück.
In Deutschland besuchen heute deutlich mehr Schülerinnen und Schüler eine Privatschule als noch vor 20 Jahren. Das hat eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes ergeben.
Demnach gingen von bundesweit insgesamt etwa 8,7 Millionen Kindern und Jugendlichen, die eine allgemeinbildende Schule besuchten, rund 9,2 Prozent auf eine Privatschule. Das waren laut Statistik etwa 797.600 Schülerinnen und Schüler. Zum Vergleich: Im Schuljahr 2002/03 machte der Anteil an Privatschülern noch 6,0 Prozent aus - von damals insgesamt 9,78 Millionen Schülerinnen und Schülern waren das 590.400.
Die meisten Kinder und Jugendlichen, die in einer Privatschule unterrichtet wurden, gab es im vergangenen Schuljahr in Mecklenburg-Vorpommern mit 12,3 Prozent aller Schülerinnen und Schüler. Dahinter folgten nahezu gleichauf Sachsen mit 11,5 Prozent und Bayern mit 11,2 Prozent. Am niedrigsten war der Anteil an Privatschülerinnen und -schülern mit nur 5,6 Prozent in Schleswig-Holstein.
Mehr private, weniger öffentliche Schulen
Auch die Zahl der privaten Schulen hat in den vergangenen 20 Jahren bundesweit zugenommen. Gab es im Schuljahr 2002/03 in ganz Deutschland noch 2.522 solcher Einrichtungen, hat sich die Zahl seitdem um rund 50 Prozent auf 3.784 erhöht.
Laut Statistischem Bundesamt verringerte sich die Zahl der öffentlichen allgemeinbildenden Schulen im selben Zeitraum um 24 Prozent von 38.022 auf 28.882. Dabei seien unter anderem knapp 2.100 öffentliche Grundschulen geschlossen oder zusammengelegt worden.
Unterschiedliche Regelungen zur Schulgebühr
Ob Privatschulen eine Schulgebühr verlangen, ist bundesweit unterschiedlich. Bildungswesen fällt in die Kompetenz der Bundesländer, sodass es verschiedene Richtlinien gibt. In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz ist es für Privatschulen etwa Voraussetzung, auf ein Schulgeld zu verzichten, wenn sie staatliche Zuschüsse erhalten wollen.
Insgesamt wurden 2019 in ganz Deutschland für etwa 600.000 Kinder und Jugendliche in der Lohn- und Einkommensteuer Schulgeld geltend gemacht. Für einen kostenpflichtigen Platz an einer Privatschule zahlten Eltern damals im Durchschnitt 2.030 Euro pro Jahr.
Auch private Hochschulen verzeichnen Plus an Studierenden
Und auch die Zahl der Studierenden an privaten Hochschulen hat zugenommen. Mit bundesweit knapp 342.600 Studierenden war im Wintersemester 2021/22 gut jede oder jeder Zehnte an einer solchen eingeschrieben. Das waren nahezu zwölf Mal so viele wie im Wintersemester 2001/02, als noch knapp 29.400 Studierende an privaten Hochschulen studierten.
Ebenso wie bei Privatschulen gibt es mittlerweile mehr als doppelt so viele private Hochschulen wie noch vor 20 Jahren. Im vergangenen Wintersemester waren es in Deutschland 114, im Wintersemester 2001/02 gab es bundesweit 49. Damit war im vergangenen Wintersemester gut jede vierte Hochschule (27 Prozent) eine private. 20 Jahre zuvor war es mit 13,7 Prozent noch jede siebte gewesen.