Nach Unterbringung auf See Malta lässt 400 Geflüchtete an Land
Ende April mietete die Regierung Maltas Ausflugsboote, um Flüchtlinge außerhalb der Zwölfmeilenzone unterzubringen. Nun durften mehr als 400 Menschen an Land gehen - zuvor war die Lage an Bord eskaliert.
Nach internationalen Protesten hat Malta mehr als 400 Migranten an Land gehen lassen. Einige der Menschen hatten bereits fünf Wochen auf kleinen Passagierfähren vor der Küste ausgeharrt. Seit 30. April bringt die Regierung aus Seenot gerettete Migranten auf gecharterten Schiffen unter, die außerhalb der Zwölfmeilenzone verbleiben müssen.
Die jetzige Kehrtwende begründete die Regierung in Valletta mit einem Aufstand an Bord. Man wolle das Leben der Besatzung nicht gefährden. Die Nichtregierungsorganisation Alarm Phone hatte zuletzt unter Berufung auf Augenzeugen von Suizidversuchen, Hungerstreiks und Krankheiten berichtet.
Medienberichten zufolge eskalierte die Situation am Samstag auf einer der vier Fähren, der "Europa II". Laut "Malta Today" drohten die Migranten, das Schiff in Brand zu setzen. Die "Europa II" nahm daraufhin Kurs auf Malta und legte am Abend an. Nach Mitternacht folgte ein zweites Schiff, die "Bahari". Der "Times of Malta" zufolge durften die Passagiere am frühen Sonntagmorgen an Land.
Hilfsorganisationen und die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hatten die Unterbringung auf den Schiffen kritisiert.
Einige Migranten waren seit fünf Wochen auf solchen Ausflugsschiffen untergebracht.
Malta will mit Libyen zusammenarbeiten
Gleichzeitig warf die maltesische Regierung den anderen EU-Staaten Untätigkeit und fehlenden Rückhalt in der Flüchtlingsfrage vor. Trotz vieler Reden von Solidarität wolle fast niemand die Migranten. Man führe weiter "intensive Verhandlungen mit anderen EU-Mitgliedstaaten über die Übernahme".
Premierminister Robert Abela kündigte an, Menschen ohne Asylberechtigung abzuschieben. Malta sei "entschlossener denn je, mit Libyen zusammenzuarbeiten", um die Flucht über das Mittelmeer zu unterbinden. Mit dem nordafrikanischen Land lasse sich eine "wirksame und konkrete Lösung" gegen illegale Einwanderung finden.
So seien in den vergangenen Wochen in Zusammenarbeit mit libyschen Behörden etwa 1500 Migranten auf dem Mittelmeer abgefangen worden, die sonst nach Malta gelangt wären, hieß es in der Erklärung der Regierung.
In Libyen herrscht Krieg, große Teile des Landes werden von Milizen kontrolliert, die international anerkannte Regierung ist schwach. Menschenrechtsorganisationen beklagen immer wieder die desolate und gefährliche Situation von Geflüchteten in Libyen.