Front National suspendiert Le Pen Eine schrecklich nette Familie
Auch nach der Suspendierung von Jean-Marie Le Pen aus dem Front National kehrt bei Frankreichs Rechtsextremen keine Ruhe ein. Lautstark poltert der Parteigründer gegen seine Tochter und Nachfolgerin Marine. Mittlerweile wünscht er ihr nicht einmal mehr einen Wahlsieg.
Was für ein Schauspiel: Das Familienunternehmen Le Pen zerlegt sich weiter in aller Öffentlichkeit. In einer skurrilen Mischung aus persönlicher und politischer Abrechnung hat der Parteigründer Jean-Marie Le Pen heute seine Tochter und Nachfolgerin Marine verstoßen.
"Ich muss sagen, es ist eine Schande, dass die Präsidentin des Front National meinen Namen trägt. Und ich wünsche, dass sie ihn so schnell wie möglich verliert", so Jean-Marie Le Pen. Das gehe, indem sie ihren Lebensgefährten heirate oder vielleicht den Parteivize Philippot oder jemand anderen. "Ich möchte nicht, dass die Parteichefin weiter Le Pen heißt", sagte er.
Der 86-Jährige reagierte damit auf den Beschluss der Disziplinarkommission des Front National. Die hatte zuvor beschlossen, die Mitgliedschaft des Parteigründers zu suspendieren und einen Sonderparteitag innerhalb der nächsten drei Monate einzuberufen. Dort sollen die Statuten geändert werden, um Jean-Marie Le Pen den Ehrenvorsitz zu entziehen. Begründung: Er habe in zahlreichen öffentlichen Äußerungen gegen die Linie der Partei verstoßen und ihr damit geschadet. Künftig soll er deshalb nicht mehr im Namen des Front National sprechen dürfen.
Le Pen denkt nicht ans Aufhören
Le Pen aber denkt überhaupt nicht daran, sich aufs politische Altenteil schieben zu lassen: "Ich bin Europa-Abgeordneter, ich sitze im Regionalrat an der Côte d`Azur und bin dort Fraktionschef. Und ich bin Ehrenvorsitzender des Front National. Ich bin absolut kein Politrentner und habe auch keinesfalls vor, in Rente zu gehen."
Ganz im Gegenteil: Le Pen ist fest entschlossen, mit allen politischen und juristischen Mitteln gegen seinen Ausschluss vorzugehen, den er als Verrat bewertet. Der Bruch mit seiner Tochter erscheint irreparabel. Mittlerweile wünscht er sich nicht einmal mehr, dass sie 2017 die Präsidentschaftswahl gewinnt.
Wenn solche moralischen Prinzipien den französischen Staat leiten sollten, wäre das skandalös, sagt er. "Marine ist ja noch schlimmer als die anderen Parteien. Der politische Gegner bekämpft einen vorn, aber hier erfolgt der Angriff im Rücken."
Die Ausfälle des Vaters stören
Jean-Marie Le Pen hatte den rechtsextremen Front National 1972 mitgegründet und bis zum Jahr 2011 selbst geführt. Dann übergab er die Partei an seine Tochter Marine, die seither einen Kurswechsel vollzieht. Sie versucht, den Front National für breite Bevölkerungsschichten wählbar zu machen. Dabei stören die regelmäßigen Ausfälle ihres Vaters, der mehrfach wegen der Leugnung des Holocaust verurteilt worden ist.
Erst vor wenigen Wochen hatte er erneut die Gaskammern als Detail der Geschichte bezeichnet und die Kollaboration mit den deutschen Besatzern im 2. Weltkrieg heruntergespielt. Damit brachte er das Fass zum Überlaufen und bot Marine Le Pen die Gelegenheit, sich von ihm zu trennen. Nur wird sie ihn offenbar nicht so einfach los, wie sich das wohl vorgestellt hat. Das Drama im politischen Familienunternehmen Le Pen geht weiter.