
Cannabisanbau in den Niederlanden Alles unter Aufsicht - und ganz legal
Verkauf und Konsum von Cannabisprodukten wird in den Niederlanden schon lange toleriert. Nun dürfen mehrere Unternehmen auch kontrolliert anbauen. Woher kommt der Sinneswandel - und was sagen die Konsumenten?
Das Gewächshaus steht mitten auf der grünen Wiese und ist so groß wie zwei Fußballfelder. Es sieht aus wie jedes andere. Hier könnten auch Tomaten, Paprika oder tropische Früchte angebaut werden.
Doch bei Hollandse Hoogtes im grenznahen Bemmel bei Arnheim wachsen weder Obst noch Gemüse, sondern tausende Cannabispflanzen. Und das völlig legal, betont Geschäftsführer Frans van Dijk, während er das Tor zur Haupthalle öffnet und das zeigt, was er das "Gold" seines Unternehmens nennt: "die Mutterpflanzen, mit denen alles beginnt, die wir veredeln und kreuzen. Und die bestimmen letztlich die Qualität im Coffeeshop für den Konsumenten."

Weniger organisierte Kriminalität und bessere Produkte - das ist die Idee hinter der Legalisierung des Cannabisanbaus.
Verkauf in ausgewählten Shops
Aus den Blüten und Blättern der Pflanzen wird Marihuana, aus dem getrockneten Harz Haschisch. Seit Anfang dieser Woche werden die legal gezüchteten Produkte aus der Grenzregion in ausgewählten Coffeeshops verkauft.
Der Betrieb ist einer von zehn Produzenten, die mit Genehmigung des Staates kontrolliert Cannabis anbauen dürfen. Und das geschehe, betont van Dijk, in einem "vollständig geschlossenen Kreislauf".
Das Produkt sei "sicher und rein", frei von Pestiziden, auch Schimmel oder andere Verunreinigungen gebe es nicht: "Die Qualität ist gleichbleibend und transparent. Wir verfolgen den Prozess tatsächlich vom Samen bis zum Tütchen im Coffeeshop für den Konsumenten."

Nach der Ernte werden die Pflanzen getrocknet, bevor sie mit der Hand weiterverarbeitet werden.
Ein absurder Zustand wird beendet
In etwa 80 Coffeeshops gibt es jetzt nur noch Haschisch und Marihuana aus zertifizierten Betrieben. Damit will der Staat nach mehr als 50 Jahren den absurden Zustand beenden, wonach der Konsum und Verkauf softer Drogen zwar erlaubt, aber der Anbau verboten ist.
Eine Zäsur sei das, sagt auch Stan Esmeijer, der in der Grenzstadt Nijmegen den Coffeeshop De Kronkel betreibt. Bislang seien im Coffeshop die Produkte selbst abgewogen und portioniert worden. "Jetzt werden die legal gezüchteten Sorten hier in Tütchen angeliefert, wir scannen den QR-Code und geben die Ware dem Kunden."
Exodus Cheese, Zowahh oder Rainbow ZiZi heißen die Stöffchen aus Bemmel. Sie kosten zwischen elf und 16 Euro pro Gramm und sind damit nicht teurer als Drogen aus illegalem Anbau.

Und so landen die Erzeugnisse aus dem Gewächshaus dann in den Coffeshops der Region - ob die Konsumenten das annehmen, muss sich nun zeigen.
Die Konsumenten sind noch nicht überzeugt
Doch die Skepsis unter den Konsumenten ist groß. Viele hätten sich in den vorangegangenen Wochen noch mit alten Vorräten eingedeckt, sagt Coffeeshop-Mitarbeiter Jesse Bastiaans. Auch er selbst ist noch nicht völlig überzeugt von der neuen Ware. Denn der Gehalt an Terpenen und Cannabidiol liege unter dem von gängigem Hasch.
Das, moniert er, beeinflusse sowohl den Geschmack als auch den Rauscheffekt: "Es schmeckt wirklich anders und ich hoffe, dass noch Raum ist, um das zu perfektionieren."
Das Experiment mit den legal angebauten Drogen in zehn niederländischen Gemeinden ist auf vier Jahre angelegt. Danach will die Regierung auswerten, wie sich das Projekt auf das Konsumverhalten der Kunden, aber auch auf die Kriminalität, Sicherheit und Gesundheit im Land auswirkt.