Heizkosten in Großbritannien Wärme auf Rezept
Wer nicht friert, wird seltener krank. Aber viele Menschen können sich Heizen in diesen teuren Zeiten nicht leisten. In Großbritannien gibt es nun eine Finanzspritze auf Rezept. Es ist ein Pilotprojekt.
So ganz einfach haben sie es in ihrem Leben nicht. Mark Penting sitzt im Rollstuhl. Er hat die Nervenkrankheit Multiple Sklerose, seine Frau Cheryl pflegt ihn rund um die Uhr. Immerhin haben die beiden Rentner in diesem Winter eine Sorge weniger: Zuhause ist es angenehm warm.
Vor allem Mark geht es deutlich besser. "Es ist so ein Unterschied. Ich bin so glücklich. Ehrlich gesagt, war ich manchmal den Tränen nahe. Ich hatte Schmerzen, weil es so kalt war", erzählt er.
Finanzspritze zum Heizen
Früher haben sie das Haus nur auf 14 Grad wärmen können. Das war wie Gift, aber mehr konnten sich Mark und Cheryl nicht leisten. Jetzt aber bekommen sie Wärme von ihrem Arzt verschrieben. Der hat ein Rezept ausgestellt und seitdem haben beide, so Cheryl, eine Finanzspritze zum Heizen. "Der Gesundheitsdienst hat den Energieversorger kontaktiert. Nun wird automatisch ein großer Teil unseres Verbrauchs gar nicht in Rechnung gestellt."
Im mittelenglischen Gloucestershire ist die Wärme auf Rezept ein Testprojekt. Patienten, die aus Geldmangel wenig heizen, dadurch aber oft krank werden, können auf eine Verschreibung hoffen. Für den Allgemeinmediziner Hein Le Roux ist das Ziel, die Zahl der Kranken zu reduzieren. "Krankwerden ist teuer. Manche Patienten müssen auch ins Krankenhaus. Unser Gesundheitssystem ist ohnehin am Limit. Nun helfen wir den Leuten, nicht krank zu werden. Wir verschreiben Hilfe zum Wärmen und vermeiden so hoffentlich, dass sie im Krankenhaus landen", erklärt der Arzt.
Höhere Temperaturen, weniger Behandlungen
Immer für die Wintermonate kann La Roux Rezepte ausstellen. Das Geld stammt aus einem Sondertopf der britischen Regierung. Bisher habe sich das Projekt bewährt, sagt La Roux. Er müsse weit weniger behandeln. "Wir beobachten einen massiven Unterschied. Die Patienten werden nicht so krank, wie sonst. Nicht, wie es in den vorherigen Jahren der Fall war."
Auch in anderen Gemeinden ist Wärme so etwas wie ein Impfstoff. East Suffolks Stadtrat Richard Kerry ist davon überzeugt, dass so Geld gespart werden könne. Das britische, aus Steuern finanzierte Gesundheitssystem gibt über eine Milliarde Pfund aus für Krankheiten, die durch Kälte verursacht werden. Teile der Heizkosten zu übernehmen, ist für Stadtrat Kerry billiger als die späteren möglichen Behandlungskosten. "Wir investieren Geld, damit die Leute nicht ins Krankenhaus müssen. Das reduziert die viel höheren Kosten für das Gesundheitssystem. Wir investieren also, um langfristig Geld einzusparen."
Cheryl und ihr Mann Mark aus Gloucestershire waren diesen Winter noch nicht krank. Zum ersten Mal seit Jahren. Wärme sagt Cheryl, sei besser als jede Medizin.