Krieg gegen die Ukraine Tote und Verletzte nach Angriff auf Charkiw
Bei einem russischen Angriff auf Charkiw wurden nach ukrainischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet. In der russischen Region Kursk sei das Militär vorgerückt. Die EU will künftig mehr ukrainische Soldaten ausbilden.
Russland und die Ukraine haben sich erneut schwere Kämpfe geliefert. Nach Angaben der Militärverwaltung der ukrainischen Region Sumy - grenzend an das russische Gebiet Kursk - beschädigte ein schwerer Luftangriff in der Nacht die zivile Infrastruktur in der Stadt und löste einen Brand aus. Laut Gebietsverwaltung wurden neun Menschen verletzt. Eine Frau sei später im Krankenhaus gestorben. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von einem weiteren Todesopfer, das aus Trümmern geborgen worden sei.
Bei einem russischen Luftangriff auf die Stadt Charkiw sollen mindestens sechs Menschen getötet worden sein, zu ihnen soll ein 14-jähriges Mädchen zählen. Nach Angaben des Charkiwer Militärgouverneurs Oleh Synjehubow gab es 28 Verletzte. Die Zahl könnte noch ansteigen. Gelenkte Fliegerbomben trafen nach offiziellen Angaben unter anderem ein zwölfstöckiges Wohnhaus, das teilweise einstürzte.
"Ein Schlag, den es nicht gegeben hätte, wenn unsere Verteidigungskräfte die Möglichkeit hätten, russische Militärflugzeuge dort zu zerstören, wo sie stationiert sind", kommentierte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Nachricht bei Telegram den Angriff. Er forderte angesichts der Zerstörungen erneut die Freigabe weitreichender westlicher Waffen gegen Ziele in Russland.
Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Ukraine rückt nach eigenen Angaben in Kursk vor
Widersprüchliche Angaben gab es zum russischen Gebiet Kursk. So sollen russische Truppen die strategisch wichtige Ortschaft Korenjewo wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben. Der prorussische Militärblog "2 Majora" sprach nur von einer Umgruppierung der ukrainischen Kräfte dort. Demnach hielten die Kämpfe um die Ortschaft an.
Die ukrainischen Streitkräfte rückten nach Angaben ihres Oberbefehlshabers bis zu zwei Kilometer in der westrussischen Region vor. Die Armee habe innerhalb der vergangenen 24 Stunden fünf Quadratkilometer russischen Territoriums unter ihre Kontrolle gebracht, sagte Olexander Syrskyj in einer Videobotschaft.
Neue Zusagen aus Brüssel
In Brüssel setzten sich die EU-Staaten ein neues Ziel für die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte: Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sollen bis Jahresende weitere 15.000 Soldaten in der Europäischen Union trainiert werden. Zusammen mit den bereits ausgebildeten Soldaten werde man dann auf eine Gesamtzahl von 75.000 kommen, teilte der Spanier nach einem Verteidigungsministertreffen in Brüssel mit.
Zudem kündigte Borrell an, ein Koordinierungs- und Verbindungsbüro für den Ausbildungseinsatz in Kiew aufbauen zu wollen, um ihn noch effektiver zu machen. Diesem Vorschlag müssen die EU-Staaten allerdings noch formell zustimmen. Weiter keine einheitliche Position gibt es im Ministerrat nach Angaben von Borrell zu der Frage, ob ukrainische Soldaten künftig auch in der Ukraine selbst ausgebildet werden sollten. Mehrere EU-Staaten hatten sich zuvor offen dafür gezeigt.
"Wir müssen militärische und politische Überlegungen berücksichtigen, aber wir schließen diese Möglichkeit nicht aus", sagte der schwedische Verteidigungsminister Pal Jonson. Ähnlich äußerten sich auch der estnische Minister Hanno Pevkur und sein niederländischer Kollege Ruben Brekelmans.
Ziel der Bundesregierung: 10.000 Ausbildungen in Deutschland
Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas sagte, niemand solle gezwungen werden, Ausbilder in die Ukraine zu schicken. Es müsse aber zumindest im Mandat für die laufende Ausbildungsmission die Möglichkeit für einen Einsatz auch in der Ukraine geschaffen werden. Litauen setzt sich bereits seit längerem dafür ein, dem ukrainischen Wunsch nach Ausbildung auch auf ukrainischem Territorium nachzukommen. Prominente Unterstützung hatte das Land zuletzt von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Der in Vertretung des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius nach Brüssel gereiste Staatssekretär Thomas Hitschler äußerte sich nicht zum Thema. Er verwies lediglich auf das deutsche Ziel, in diesem Jahr 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus der Ukraine in Deutschland auszubilden.
Die Bundesregierung stand Überlegungen eines Ausbildungseinsatzes auch in der Ukraine bislang ablehnend gegenüber. Als ein Grund wird genannt, dass Ausbildungsstandorte dann mit Flugabwehrsystemen geschützt werden müssten, die derzeit unter anderem zum Schutz von ukrainischen Städten verwendet werden.