Das britische Atom-U-Boot HMS Vengeance

Leere Kassen, teure Rüstungstechnik Großbritanniens Nöte bei der Aufrüstung

Stand: 15.03.2025 05:09 Uhr

Großbritannien will wie seine Partner aufrüsten, doch steht dabei vor mehreren Problemen. Die Kassen sind leer und der Modernisierungsbedarf der Armee groß. Und dann ist da noch der Faktor USA.

Das Dröhnen von computergesteuerten Fräsmaschinen füllt die Produktionshalle des eher kleinen Maschinenbau-Unternehmens GW Martin im südenglischen Eastleigh. Sie stellen hier Bauteile für die Medizin- und Automobilindustrie her, aber auch für die britische Rüstungsindustrie.

Unternehmenschef Stuart Yalden, der einen Pin mit der britischen und ukrainischen Flagge am Anzug trägt, hofft jetzt auf mehr Aufträge aus der Rüstungsindustrie. "Wir würden neue Maschinen kaufen und könnten zusätzliche Schichten einführen. Wenn nötig, könnten wir sogar anbauen", sagt er. "Kleine und mittlere Unternehmen wie wir können flexibler auf das reagieren, was das Land braucht."

Darüber hat Yalden vor Kurzem in der Nummer 10 Downing Street sogar mit Premierminister Keir Starmer gesprochen. Die Regierung hatte Vertreter kleiner Unternehmen aus der Rüstungsindustrie zu einem Pressetermin geladen. Starmers Labour-Regierung will deren Rolle im Rüstungssektor stärken.

Damit, so die Hoffnung, könnte dann endlich auch das Wirtschaftswachstum kommen, das Labour und Starmer den Wählerinnen und Wählern versprochen haben.

Yalden war dabei, als Starmer betonte: "Es geht nicht nur um die Sicherheit Großbritanniens, es geht auch um die Sicherheit von Arbeitsplätzen und eine neue Generation von gut bezahlten Jobs, auf die man stolz sein kann, weil sie unser Land schützen."

 

Rüstungsausgaben 2030 bei drei Prozent

Rüstung und Verteidigung stehen nun ganz oben auf der politischen Agenda. Jahrelang stand eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben nur im Raum, jetzt hat Starmer entschieden: Früher als geplant - bis 2027 - soll der britische Verteidigungsetat auf 2,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes steigen. Bis 2030 dann auf drei Prozent.

Die Mehrkosten werden umgerechnet mindestens etwa 16 Milliarden Euro pro Jahr betragen. Massiv gekürzt wird dafür die internationale Entwicklungshilfe. Die zuständige Ministerin trat aus Protest zurück, Menschenrechtsorganisationen kritisierten die Entscheidung ebenfalls.

 

Das Problem: die strukturellen Änderungen

Nach außen geben sich die Briten unter Starmer in diesen Wochen als militärische Führungsnation, schmieden an der so genannten "Koalition der Willigen". Dabei seien das britische Militär und die Rüstungsindustrie nach immer neuen Sparrunden in schlechter Verfassung, sagt der Militärexperte Francis Tusa, Verfasser des Fachblogs Defence Analysis. "Die britischen Bestände von Raketen und Munition sind verheerend niedrig".

Die zu bestellen sei teuer, aber vergleichsweise einfach: "Die nötigen strukturellen Änderungen - die sind schwieriger und werden dauern. Dem ganzen System wurde jahrzehntlange eingetrichtert, dass gespart werden muss."

"Bisher ging ein großer Teil der britischen Verteidigungsausgaben in die nukleare Abschreckung. Jetzt muss es auch darum gehen potenziellen Gegnern zu beweisen, dass die Kapazitäten in der Rüstungsindustrie schnell hochgefahren werden können - als andere Art der Abschreckung", sagt Verteidigungsexperte Stuart Dee vom Thinktank RAND Europa.

 

Abhängigkeiten von den USA bleiben

Noch etwas sorgt für Nervosität: Die nukleare Abschreckung des Vereinigten Königreiches mit Atom-U-Booten ist abhängig von den USA. Dort werden die Trident-Raketen hergestellt und gewartet. Nur ein Beispiel für die enge militärische Verknüpfung der beiden Länder und entscheidende Grundlage der oft zitierten "Special Relationship".

"Die gesamte Verteidigungsstrategie unseres Landes basiert auf der Annahme, dass wir in einem großen Konflikt an der Seite der USA kämpfen würden", sagt Tusa. "Aber Trump macht deutlich: Diese Garantien gibt es nicht mehr."

Für den Militärexperten ist klar: Großbritannien müsse deshalb neue Wege gehen und sich von den USA unabhängiger machen - beim Kauf von Militär-Equipment und strategisch.

 

Alte Gewissheiten gelten nicht mehr

Alte Gewissheiten gelten auch für die Briten nicht mehr. Für den Moment steigen die über Monate hinweg schlechten Zustimmungswerte der britischen Regierung für den nun eingeschlagenen Kurs.

Doch bereits geplante und wohl unvermeidbare Einschnitte im Sozialsystem zugunsten weiterer Verteidigungsausgaben könnten das schnell wieder ändern.