In Grönland zählen Wahlhelfer Stimmen aus.

Von Trump beanspruchte Insel Oppositionspartei gewinnt Wahl in Grönland

Stand: 12.03.2025 08:34 Uhr

Grönland steht vor einem Regierungswechsel: Die oppositionelle Partei Demokraatit landete überraschend auf Platz eins. Weil US-Präsident Trump Anspruch auf die Insel erhebt, lag besonderes Augenmerk auf der Wahl.

Die größte Insel der Welt bekommt eine neue Regierung. Die Mitte-rechts-Partei Demokraatit hat die Parlamentswahl in Grönland klar gewonnen. Die bisherige Oppositionspartei, die als wirtschaftsfreundlich gilt, konnte laut dem offiziellen Wahlergebnis ihren Stimmenanteil mehr als verdreifachen und kam auf 29,9 Prozent.

Auch die nationalistische Naleraq-Partei legte deutlich zu und kam auf 24,5 Prozent. Die Parteien der bislang regierenden Koalition landeten dagegen auf dem dritten und vierten Platz.

Neue Regierung will Zeitplan für Unabhängigkeit erarbeiten

Dem erst 33 Jahre alten Demokraatit-Chef Jens-Frederik Nielsen wird es nun zufallen, sich an der Bildung der nächsten grönländischen Regierung zu versuchen. Keine der Parteien erreicht allein eine Mehrheit der 31 Sitze im Parlament. Nielsen kündigte noch in der Nacht an, seine Hand in Richtung aller weiteren Parteien auszustrecken - auch zur Naleraq.

Die neue Regierung steht dabei vor großen Herausforderungen: Sie muss insbesondere die Vorgehensweise und einen Zeitplan für eine mögliche Unabhängigkeit der arktischen Insel von Dänemark darlegen, die von der großen Mehrheit der grönländischen Bevölkerung befürwortet wird.

Demokraatit und Naleraq haben hier unterschiedliche Vorstellungen. Während sich die Demokraatit für einen behutsamen und allmählichen Weg zur Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonie Dänemarks einsetzt, pocht Naleraq auf eine rasche Abspaltung. Im Wahlkampf hatten sich einzelne Politiker der nationalistischen Partei offen gezeigt, Vorschläge der US-Regierung zu einer möglichen Übernahme zu erwägen.

Trump-Debatte prägt Wahl

Die Parlamentswahl stand stark unter dem Eindruck von den Besitzansprüchen des US-Präsidenten Donald Trump. Er hatte in den vergangenen Monaten immer wieder erklärt, die Kontrolle über die Insel übernehmen zu wollen. Er begründet diese Forderung wahlweise mit der nationalen oder der internationalen Sicherheit.

Zuletzt hatte sich Trump in die heiße Phase des Wahlkampfes eingemischt, indem er den Grönländern über seine Plattform Truth Social neue Arbeitsplätze und Reichtum versprach. In dem Beitrag lud er die Einwohner der Insel kurz vor der Wahl noch einmal ein, "ein Teil der großartigsten Nation der Welt" zu werden, wenn sie das wollten.

Mehrheit der Grönländer gegen Eingliederung in die USA

So einfach, wie Trump sich das vorstellt, ist es allerdings nicht. Anders als etwa im Falle Alaskas 1867 können die USA Territorium heutzutage nicht einfach von anderen Staaten abkaufen. Eine klare Mehrheit der Grönländer ist einer Umfrage zufolge zudem dagegen, Teil der USA zu werden. Vor diesem Hintergrund ist es zum jetzigen Stand völlig unrealistisch, dass die nächste grönländische Regierung dem Trump-Wunsch in irgendeiner Weise Folge leistet.

Auf Grönland leben 57.000 Menschen. Bis 1953 war die Insel eine dänische Kolonie. Seit 1979 ist sie in vielen Bereichen autonom, doch entscheidet etwa über Außen- und Verteidigungspolitik immer noch die ehemalige Kolonialmacht Dänemark.

Karte: Grönland, Dänemark und USA

Mit Informationen von Julia Wäschenbach, ARD-Studio Stockholm.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 12. März 2025 um 07:06 Uhr.