Nach dem Brand in Wintzenheim "Ferienunterkunft entsprach nicht den Normen"
Nach dem Brand in einer Herberge im französischen Wintzenheim mit elf Toten ist die Ursache des Feuers noch unklar. Es gibt Hinweise, dass in dem Gebäude Sicherheitsnormen missachtet wurden.
"Die Ferienunterkunft in Wintzenheim entsprach nicht den Normen." So begann der regionale Radiosender France Bleu Alsace seine 10-Uhr-Nachrichten. "Das erfahren wir heute nach dem dramatischen Brand von gestern früh, der elf Todesopfer gefordert hat. Der 500-Quadratmeter-Gebäudekomplex, genannt La Forge - die Schmiede - hat nach Aussagen der Staatsanwaltschaft in Colmar nicht den Sicherheitscheck für Häuser, die Publikum empfangen, durchlaufen."
Nathalie Kielwasser ist Colmars Vizestaatsanwältin. Sie hat im französischen Nachrichtenfernsehen BFM-TV präzisiert, dass das Haus von der Bettenkapazität her durchaus 28 Personen empfangen konnte. So viele hatten sich zum Zeitpunkt des Brandes dort aufgehalten. In der Presse war gemutmaßt worden, nur 16 Personen hätten beherbergt werden dürfen.
Doch für eine Herberge gelten besondere Regeln, so Kielwasser. "Das können zum Beispiel Brandschutztüren sein. Die Feuermelder müssen an ein Alarmsystem angeschlossen sein. Es muss Fluchtwege geben. Das war nach jetzigem Stand nicht der Fall. Feuermelder an sich waren vorhanden, aber nicht die, die für Unterkünfte vorgeschriebenen sind. Ich bestätige, dass das Gebäude nicht sicherheitstechnisch abgenommen worden war."
Rettung durch Sprung aus dem Fenster
Damit ist die Nachrichtenlage eine andere als kurz zuvor. Da hatte Wintzenheims Vizebürgermeister noch von guten Renovierungsarbeiten gesprochen, alles sei in Ordnung.
Denis Renaud, Chef des Vereins, der einige Menschen mit Behinderung aus Nancy in die Ferien nach Wintzenheim geschickt hatte, schildert dagegen, wie sich eine junge Frau, die einzige Überlebende dieser Gruppe, hat retten können: "Sie hat in der ersten Etage gewohnt und wurde vom Lärm des Feuers geweckt, denn da fielen schon einige Teile des Hauses herab. Sie hat sehr schnell reagiert, eine Tür geöffnet, doch dahinter war nur Feuer. Sie ist wieder in die erste Etage, hat überlegt, ob sie ihr Handy und ihr Stofftier holt, aber dann hat sie doch entschieden, gleich aus dem Fenster zu springen."
Frankreichs Ministerpräsidentin Elisabeth Borne (Mitte) besuchte den Unglücksort in Wintzenheim.
"Es ist ein schreckliches Drama"
Beileidsbekundungen kamen vom Präsidenten, der Parlamentspräsidentin, der Ministerriege und Lokalpolitikern. Regierungschefin Elisabeth Borne hatte dem Unglücksort und der Einsatzzentrale einen Besuch abgestattet. "Es ist ganz offenbar ein schreckliches Drama, und ich möchte den Familien all meine Trauer und Solidarität ausdrücken, die sehr leidgeprüft sind", so Borne. "Es ist ein Drama, das uns mitten im Sommer alle bewegt hier im Elsass, wo sich die Amtsträger sofort mobilisiert haben - aber auch in ganz Frankreich."
In Wintzenheim laufen die Bergungsarbeiten und die Ermittlungen zur Brandursache derweil weiter. Was genau hat das Feuer nach ersten Erkenntnissen in der zweiten Etage ausgelöst? Gab es Feuerlöscher im Haus? Wird die Eigentümerin juristisch belangt? Auf viele Fragen gibt es noch keine Antwort.