Einschüsse an einer Wand des Gefängnisses Toulon-La Farlede in La Farlede in der Nähe von Toulon, Südfrankreich

Offenbar Reaktion auf Drogengesetz Brandanschläge auf Gefängnisse in Frankreich

Stand: 15.04.2025 19:07 Uhr

Mehrere französische Gefängnisse sind in der Nacht zum Ziel von Angriffen geworden: Autos gingen in Flammen auf, es fielen Schüsse. Der Justizminister vermutet dahinter eine Reaktion der organisierten Drogenkriminalität.

Auf mehrere Gefängnisse in Frankreich sind in der Nacht Brandanschläge und Angriffe mit Schusswaffen verübt worden. Mindestens sechs Haftanstalten seien zum Ziel von Einschüchterungsversuchen geworden, sagte Justizminister Gérald Darmanin beim Besuch des mit Kalaschnikow-Sturmgewehren beschossenen Gefängnisses von Toulon. Die Vorfälle reichten von in Brand gesetzten Autos bis hin zu Schüssen mit automatischen Waffen. Die Antiterror-Staatsanwaltschaft habe die Ermittlungen übernommen.

Von Verletzten war nicht die Rede. Der Minister vermutet hinter den Anschlägen eine koordinierte Reaktion der organisierten Drogenkriminalität, der Frankreich auf verschiedenen Fronten den Kampf angesagt hat. Es habe zuvor Drohungen gegen zwei Gefängnisstandorte gegeben, an denen Hochsicherheitsgefängnisse für verurteilte Drogenbosse eingerichtet werden sollen, so Darmanin. Vorsichtsmaßnahmen dort hätten die Täter zu Angriffen auf andere Gefängnisse getrieben, "um uns einzuschüchtern". Die Justiz aber lasse sich nicht einschüchtern.

"Inakzeptable Angriffe auf Bedienstete"

Betroffen von den Attacken waren auch Gefängnisse in Valence, Nanterre und Villepinte, wie der Justizminister sagte. Dort seien Autos des Gefängnispersonals in Brand gesetzt worden und es habe Bedrohungen an ihren vermuteten Wohnungen gegeben. Innenminister Bruno Retailleau sprach von "inakzeptablen Angriffen auf Bedienstete und Eigentum der Strafvollzugsbehörden". 

"Diese kriminellen Akte sind ein Frontalangriff auf unsere Institution, auf die Republik und gegen die Beamten", erklärte die Gewerkschaft FO Justice. Sie forderte eine "harte und sofortige Antwort des Staates". Eine weitere Gewerkschaft erklärte, dass das Gefängnispersonal nicht ausreiche, um auch noch die Parkplätze der Gefängnisse rund um die Uhr zu bewachen. 

Härteres Drogengesetz in der Mache

Der Justizminister hatte kürzlich den Bau eines Hochsicherheitsgefängnisses angekündigt, in dem alle verurteilten schweren Drogenkriminellen Frankreichs untergebracht werden sollen. Damit solle Schluss sein mit der Praxis, dass Schwerkriminelle auch hinter Gittern trotz Verbots über Mobiltelefone verfügten und ihre Machenschaften bis hin zu Auftragsmorden von der Zelle aus weiter koordinierten. Außerdem ist in Frankreich ein Gesetz in der Mache, das ein härteres Durchgreifen gegen den Drogenhandel ermöglichen soll.

Bei Gewalttaten im Drogenmilieu waren in Frankreich im vergangenen Jahr 110 Menschen getötet worden. Zudem wurde eine Rekordmenge von knapp 54 Tonnen Kokain beschlagnahmt, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Bei Gewalttaten im Zusammenhang mit Drogenhandel wurden 341 Menschen verletzt. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. April 2025 um 16:10 Uhr.