Griechenland Abgestürztes Flugzeug transportierte Munition
Explosionen und giftige Dämpfe - nach dem Absturz eines Frachtflugzeuges in Griechenland war die Unglücksstelle zunächst gesperrt worden. Nun steht fest: An Bord waren Waffen und Munition, die griechische Armee ist vor Ort.
In Griechenland hat eine Sondereinheit der Armee damit begonnen, die Trümmer eines Frachtflugzeugs zu untersuchen, das am späten Samstagabend in der Nähe der nordostgriechischen Stadt Kavala abgestürzt war. An Bord sollen sich unter anderem 11,5 Tonnen Munition für Mörsergranaten befunden haben, wie der serbische Verteidigungsminister Nebojsa Stefanovic bei einer Pressekonferenz in Belgrad bekannt gab.
Die Maschine vom Typ Antonow An-12 war von der serbischen Stadt Nis aus gestartet, Ziel war laut Stefanovic Dhaka, die Hauptstadt von Bangladesch. Die Munition, Waffen und Minen seien für das dortige Verteidigungsministerium bestimmt gewesen. Die Lieferung sei streng nach den "internationalen Regeln" erfolgt.
"Keine Waffen für die Ukraine"
In ersten Medienberichten war darüber spekuliert worden, ob die Fracht für die Ukraine bestimmt gewesen sein könnte. Daher versicherte Stefanovic, dass Serbien seit 2016 keine Genehmigungen für Waffenexporte nach Russland oder in die Ukraine erteile.
Für Waffentransporte würden aber zumeist Frachtmaschinen sowjetischer Bauart eingesetzt, die sich im Besitz von Russland, Belarus oder der Ukraine befänden, führte der serbische Verteidigungsminister weiter aus. Da Russland und Belarus wegen der russischen Offensive in der Ukraine unter internationalen Sanktionen stehen, würden nur noch ukrainische Transportmaschinen eingesetzt und "weltweit angefordert".
Abgesehen davon, dass die Maschinen im Besitz ukrainischer Unternehmen seien, gebe es "keine weitere Verbindung zwischen der Fracht und der Ukraine". Alle anderslautenden Spekulationen in den Medien seien "völlig falsch", betonte der Minister.
Stundenlange Explosionen nach dem Absturz - Luftaufnahmen zeigen die Zerstörungen an der Unglücksstelle.
Alle acht Besatzungsmitglieder gestorben
Bei dem Absturz der Antonow waren alle acht Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Das Flugzeug war auf dem Weg zu einem ersten Tank-Stopp in Jordanien, als der Pilot über der nördlichen Ägäis Probleme mit dem Triebwerk meldete und eine Notlandung in Kavala beantragte. Dorthin aber schaffte es die Maschine nicht mehr - sie stürzte auf ein Feld nahe der Dörfer Paleochori und Antifilippi.
Nach dem Unfall waren beißende Dämpfe festgestellt worden, auch gab es rund um das Wrack noch Stunden später Explosionen. Die Feuerwehr zog sich deshalb umgehend zurück und sperrte das Gebiet ab. Anwohnerinnen und Anwohner wurden aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen und die Fenster geschlossen zu halten. Zudem wurde in den betroffenen Ortschaften auch ein Fahrverbot verhängt.
Drohnenaufnahmen zeigten am Morgen ein Bild der Verwüstung - eine gewaltige Schneise zog sich über die Felder, von der Maschine selbst waren nur noch Trümmer übrig.
Die Rettungskräfte waren zunächst an den Unglücksort geeilt - mussten sich aber wegen Explosionen und giftigen Dämpfen zurückziehen.
Sorge bei den Anwohnern
Ein Expertenteam, das mit der ABC-Abwehrtruppe der Bundeswehr vergleichbar ist, fand keine Hinweise auf gefährliche chemische Substanzen. Die Fachleute können atomare, biologische und chemische Kampfstoffe und industrielle Gefahrstoffe aufspüren. Es sei aber noch viel Munition vor Ort. Auch ein Sprecher der griechischen Feuerwehr sagte, dass "kein gefährliches Material" am Unglücksort gefunden worden sei.
Bei den Anwohnern war zuvor die Sorge vor möglicherweise toxischer Fracht der Antonow gewachsen. Der Bürgermeister der Gemeinde Pangeo, Filippos Anastasiadis, schloss gegenüber dem griechischen Staatssender ERT nukleare und chemische Kampfstoffe aus. Man stehe bereit aber, die Dörfer zu evakuieren, wenn es nötig sein sollte.