Wahl in Großbritannien Rechtspopulist Farage zieht ins Parlament ein
Er galt als treibende Kraft hinter dem Referendum zum EU-Austritt Großbritanniens: Nun hat "Mr. Brexit" Nigel Farage ein Mandat im britischen Unterhaus errungen. Sieben Mal war er zuvor gescheitert.
Der Rechtspopulist und Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage hat den Sprung ins britische Parlament geschafft. Der Chef der Partei Reform UK konnte sich im südostenglischen Wahlkreis Clacton-on-Sea durchsetzen.
Für Farage war es der achte Versuch, ein Mandat für das Unterhaus zu erringen. Der 60-Jährige saß jahrzehntelang für die UKIP-Partei im EU-Parlament und gilt als treibende Kraft hinter dem Referendum über den EU-Austritt Großbritanniens. Er wird daher auch als "Mr. Brexit" bezeichnet.
Tories von rechts unter Druck gesetzt
Mit seiner überraschenden Kandidatur setzte Farage die bisherige konservative Regierungspartei von rechts unter Druck und dürfte damit zu ihrer vernichtenden Wahlniederlage beigetragen haben.
Dafür spricht auch das Ergebnis des zuerst ausgezählten Wahlkreises Houghton and Sunderland South in Nordostengland, in dem Reform UK zweitstärkste Kraft hinter der Labour-Partei wurde und die Partei des unpopulären Premierministers Rishi Sunak auf den dritten Platz verwies.
Farage wandte sich noch in der Nacht in einem Video an seine Anhänger und sprach von einem "beinahe unglaublichen Ergebnis" für seine Partei. "Leute, das ist riesengroß."
Trump als Vorbild
Farages erklärtes Ziel ist es, die - mit weit mehr Abgeordneten im Parlament vertretenen - Tories durch eine konservative Bewegung unter seiner Führung zu ersetzen. Vorbild ist der ehemalige US-Präsident Donald Trump, mit dem der Brite nach eigenen Angaben befreundet ist.
Angesichts der innerparteilichen Streitereien bei den Konservativen werde er de facto Oppositionsführer sein, sagte Farage in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa während des Wahlkampfs.
Farage sieht Amt des Premiers als Ziel
Die Konservativen dürften tatsächlich vor einem kompletten Neubeginn stehen. Die frühere Innenministerin Suella Braverman, aussichtsreiche Kandidatin auf die Nachfolge Sunaks, spekulierte bereits über eine mögliche Aufnahme von Farage in ihre Partei.
In fünf Jahren sei auch das Amt des Premierministers im Bereich des Möglichen, gab Farage an. Ob er sich mit Trump abgestimmt habe, wollte er nicht sagen. Zu privaten Gesprächen mit dem 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten äußere er sich zwar nie. "Aber er scheint ziemlich wohlwollend zu sein."