Bericht von Europol Drogenbanden unterwandern Europas Häfen
Sie bestechen Mitarbeiter oder schleusen Komplizen ein: Drogenbanden unterwandern Europol zufolge zunehmend europäische Häfen - unter anderem den in Hamburg. Immer häufiger knacken sie dabei digitale Sicherheitscodes.
Organisierte Drogenbanden infiltrieren nach einem Bericht von Europol zunehmend die großen Häfen Europas. "Europas drei größte Häfen, nämlich die von Antwerpen, Rotterdam und Hamburg, gehören zu den Hauptzielen von krimineller Unterwanderung", geht aus einer aktuellen Analyse von Europol hervor.
Die Banden würden Hafenbeamte oder Mitarbeiter von Firmen bestechen, Komplizen einschleusen und zunehmend auch die digitalen Sicherheitscodes von Containern knacken. Erstmals hatten Sicherheitsexperten die Risiken der großen Seehäfen von Antwerpen, Rotterdam sowie Hamburg und Bremerhaven analysiert.
Kokain zwischen Autoteilen oder Bananen
Die internationalen Banden nutzen Europol zufolge vor allem den Containerverkehr, um Kokain in die EU zu schleusen. Die Drogen würden zwischen legalen Waren wie Autoteile oder Bananen versteckt und dann in den Häfen wieder herausgeholt.
"Kriminelle Netzwerke arbeiten eng zusammen, um die Sicherheit an den Landgrenzen sowie an den Flug- und Seehäfen zu umgehen", sagte Exekutivdirektorin von Europol, Catherine De Bolle. Dabei hätten sie vor allem Profit im Sinn.
Organisiertes Verbrechen wird digitaler
Die Verbrecher-Netzwerke setzen dem Bericht zufolge vor allem auf Korruption von Hafenmitarbeitern. Doch die Bestechung von vielen Einzelpersonen und damit Mitwisser stelle für sie auch große Risiken dar. Daher würden die Banden auf neue Methoden setzen.
Sie zielten der Analyse der Experten zufolge zunehmend auf die digitalen Sicherheitscodes für See-Container. Mit diesen Codes könnten sie Container öffnen, aber diese auch problemlos aus den Sicherheitsbereichen der Häfen schaffen. Dafür seien weniger Bestechungen und Komplizen notwendig.
Banden schleusten auch selbst professionelle Teams ein, um die Waren aus den Containern zu holen. Dabei nutzten sie die "Methode Trojanisches Pferd", wie die Experten darstellten. Professionelle "Rausholer-Teams" würden auf das Hafengelände eingeschleust und bekommen nach Schätzungen von Europol zwischen sieben und 15 Prozent des Wertes der illegalen Ladung - oft Hunderttausende Euros.
EU: Zusammenarbeit auf allen Ebenen
"Wir arbeiten mit den Behörden auf allen Ebenen zusammen, um die Systeme zur Bekämpfung der in diesem Bericht beschriebenen kriminellen Aktivitäten zu stärken", erklärte EU-Kommissarin für Inneres, Ylva Johansson, dem Bericht zufolge.
In den Seehäfen der EU kommen nach Angaben von Europol jährlich rund 90 Millionen Container an. Doch nur ein Bruchteil kann auch auf illegale Waren kontrolliert werden. Im vergangenen Jahr hatten Zollfahnder allein in den Häfen von Rotterdam und Antwerpen die Rekordmenge von insgesamt rund 200 Tonnen Kokain sichergestellt.