Neue britische Ministerin Einsamkeit wird Regierungssache
Einsamkeit gilt als Phänomen der älteren Generation. Doch das Gefühl der Isolation zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten. Großbritannien will das Problem angehen - und hat dafür sogar einen eigenen Ministerposten geschaffen.
Die Britin Tracey Crouch war bisher Staatssekretärin für Sport und Ziviles. Nun hat sie eine weitere Aufgabe: den Kampf gegen die Einsamkeit. Großbritanniens Regierung hat für dieses Ziel extra einen neuen Ministerposten geschaffen.
Nicht nur ein Problem der Älteren
"Einsamkeit ist die traurige Realität des modernen Lebens", begründete Premierministerin Theresa May die Entscheidung für das neue Amt. In Großbritannien leben rund 65,6 Millionen Menschen - neun Millionen Einwohner fühlen sich nach Angaben des Roten Kreuzes häufig oder immer einsam. Dabei könne das Phänomen jede Altersgruppe und jede Schicht treffen, etwa nach dem Verlust des Jobs, eines geliebten Menschen oder durch die Trennung vom Lebenspartner.
Nur ein Gespräch pro Monat
May bezog sich auf die am stärksten betroffene Gruppe: Senioren oder Pflegebedürftige seien "Menschen, die niemanden haben, mit dem sie reden oder ihre Gedanken und Erfahrungen teilen können". Studien des Roten Kreuzes haben ergeben, dass etwa 200.000 Senioren in Großbritannien nur einmal pro Monat mit einem Freund oder einem Verwandten ein Gespräch führen. Diese "Epidemie im Verborgenen", wie die Organisation die zunehmende Einsamkeit in der Bevölkerung bezeichnet, könne die Lebenserwartung senken.
Für den neuen Ministerposten hatte sich vor allem ein Komitee eingesetzt, das an das politische Wirken der Labour-Abgeordneten Jo Cox erinnert. Cox war 2016 von einem rechtsradikalen Extremisten ermordet worden. Cox hatte sich auch für den Kampf gegen die Einsamkeit in der Gesellschaft eingesetzt.