Ein Mitglied der iranischen Opposition liest die französische Zeitung "Charlie Hebdo"

Karikaturen von "Charlie Hebdo" "Die Mullahs sind nicht glücklich"

Stand: 10.01.2023 22:14 Uhr

Die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" hat mit ihren Karikaturen erneut den Unmut der islamischen Welt auf sich gezogen. Dieses Mal traf es die geistliche Führung des Iran. Trotz Kritik legte die Redaktion noch nach.

Trotz scharfer Kritik und diplomatischer Verwerfungen mit dem Iran veröffentlicht die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" erneut Karikaturen über Ayatollah Ali Chamenei. Sowohl auf der Titelseite als auch im Inneren des am Mittwoch erscheinenden Hefts sind Zeichnungen zu sehen, die das geistliche Oberhaupt des Iran und andere Geistliche verspotten. "Die Mullahs sind nicht glücklich", schreibt Redaktionschef Riss. Die Chamenei-Karikaturen "scheinen sie nicht zum Lachen gebracht zu haben".

Die Wochenzeitung hatte in einer Sonderausgabe zum Jahrestag des tödlichen Anschlags auf ihr Pariser Büro bereits Dutzende Karikaturen über den obersten geistlichen Führer veröffentlicht. Die Zeitschrift erklärte, die Karikaturen seien Teil eines Wettbewerbs, den sie im Dezember unter dem Hashtag "#MullahsGetOut" zur Unterstützung der regierungskritischen Proteste im Iran ausgeschrieben hatte.

"Wir wollten den Kampf der Iraner für ihre Freiheit unterstützen, indem wir ihren vorsintflutlichen religiösen Anführer lächerlich machen und ihn in den Mülleimer der Geschichte werfen", erklärte die Redaktion.

Französisches Institut geschlossen

Der Iran hatte Frankreich nach der Veröffentlichung der Karikaturen in der vergangenen Woche mit Konsequenzen gedroht und auch eine französische Forschungseinrichtung in der Hauptstadt Teheran geschlossen. Am Sonntag versammelten sich mehrere Dutzend Iraner vor der französischen Botschaft in Teheran und verbrannten französische Fahnen.

Außerdem wurde ein Cyberangriff auf die Website von "Charlie Hebdo" verübt. "Ein Computerangriff verursacht keine Toten, aber er setzt den Ton", schreibt Riss in der aktuellen "Charlie Hebdo"-Ausgabe weiter.

Auch die libanesische Hisbollah-Miliz verurteilte die kürzlich veröffentlichten Zeichnungen und forderte Frankreich auf, die Veröffentlichung zu bestrafen. Die Karikaturen beleidigten Chamenei, der von Millionen gläubiger Schiiten auf der ganzen Welt verehrt werde, hieß es weiter.

2015 islamistischer Anschlag

2015 war die Zeitschrift zum Ziel eines islamistischen Anschlags in Paris geworden, nachdem das Blatt mit der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen weltweit Empörung unter strenggläubigen Muslimen ausgelöst hatte. Elf Menschen starben damals in den Büroräumen der Satirezeitung.