Verbindungen zur Hamas Skandal um UNRWA wohl größer als gedacht
Mitarbeiter des UN-Palästinenserhilfswerks sollen in die Hamas-Attacke auf Israel verwickelt gewesen sein. Diese Nachricht sorgte für Entsetzen und Mittelkürzungen. Nun scheint sich der Skandal sogar noch auszuweiten.
Das Ausmaß der mutmaßlichen Verbindung von Mitarbeitern des UN-Palästinenserhilfswerks (UNRWA) zu Terroristen im Gazastreifen ist einem Medienbericht zufolge größer als bisher angenommen.
Nicht nur sollen wie bisher bekannt zwölf von ihnen bei dem Hamas-Terrorangriff am 7. Oktober in Israel mitgemacht haben. Insgesamt hätten etwa zehn Prozent aller rund 12.000 im Gazastreifen beschäftigten Mitarbeiter des Hilfswerks UNRWA Verbindungen zur Hamas oder dem Islamistischen Dschihad, berichtete die US-Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf Geheimdienstberichte.
Die Informationen basierten unter anderem auf Mobilfunkdaten, Verhören von gefangenen Hamas-Kämpfern und auf Dokumenten, die bei getöteten Kämpfern sichergestellt worden seien, berichtet die Zeitung. Die US-Regierung sei über das Geheimdienstdossiers unterrichtet worden, hieß es.
Die Vorwürfe gegen die Beschäftigten wegen mutmaßlicher Beteiligung am Hamas-Massaker hatten weltweit für Empörung gesorgt. Als Reaktion stellten zahlreiche Staaten ihre Zahlungen an das Hilfswerk vorübergehend ein, darunter Deutschland, die USA, Großbritannien und Frankreich.
Guterres trifft Geberländer
UN-Generalsekretär António Guterres will nach Angaben der UN in New York heute mit Vertretern von Geberländern zusammenkommen. Er setzt sich für eine weitere Finanzierung der Organisation ein. Sein Sprecher Stéphane Dujarric sagte, der UN-Generalsekretär sei "persönlich entsetzt" über die Vorwürfe. "Aber seine Botschaft an Geber - insbesondere jene, die ihre Beiträge unterbrochen haben - ist es, zumindest die Kontinuität der Arbeit von UNRWA sicherzustellen." Das UN-Hilfswerk habe "Zehntausende engagierte Mitarbeiter" in der Region.
US-Außenminister Antony Blinken forderte erneut eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe. Das UN-Hilfswerk spiele "eine absolut unverzichtbare Rolle dabei, sicherzustellen, dass Männer, Frauen und Kinder, die in Gaza so dringend Hilfe benötigen, diese auch tatsächlich erhalten", sagte Blinken.
Israel für Reform des Hilfswerks
Israel forderte eine umfassende Reform des Palästinenserhilfswerks. "Das Problem der UNRWA sind nicht nur 'ein paar faule Äpfel', die in das Massaker vom 7. Oktober verwickelt waren", zitierte das "Wall Street Journal" einen hohen israelischen Regierungsbeamten. "Die Institution als Ganzes ist ein Hort für die radikale Ideologie der Hamas", sagte der Beamte.
"UNRWA steckt schon lange mit den Terroristen unter einer Decke", sagte Israels Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, dem "Tagesspiegel". Schon die Attentäter des Münchner Olympia-Massakers von 1972 seien Absolventen von UNRWA-Schulen gewesen. Er begrüßte, dass nun "im großen Stil" Finanzmittel zurückgehalten werden. Das könne aber nur der Anfang sein. "So wie UNRWA jetzt ist, kann es keinen Beitrag zu Frieden leisten", sagte Prosor.