
Stärke 6,2 Erdbeben erschüttert Istanbul
Ein Erdbeben der Stärke 6,2 hat die türkische Millionenmetropole Istanbul erschüttert. Behördenangaben zufolge gab es mehr als 150 Verletzte. Experten warnen, das eigentliche Hauptbeben könnte noch kommen.
Ein starkes Erdbeben hat die Türkei erschüttert. Es habe die Stärke 6,2 erreicht, teilten das GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam sowie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad mit.
Das Beben habe sich nach Angaben von Afad um kurz vor 12.49 Uhr Ortszeit (11.49 Uhr MESZ) vor dem Küstenort Silivri im Marmarameer ereignet, etwa 80 Kilometer westlich der Millionenmetropole Istanbul. Es habe sich in einer Tiefe von 6,92 Kilometern befunden.
In Istanbul wurden Gebäude erschüttert, Menschen rannten ins Freie. Dem Istanbuler Gouverneursamt zufolge werden mindestens 151 Verletzte behandelt. Sie seien "aus Panik aus der Höhe gesprungen", schwebten aber nicht in Lebensgefahr. Über mögliche Todesopfer gebe es bisher keine Informationen, schrieb Innenminister Ali Yerlikaya auf der Plattform X. Auch über größere Sachschäden ist bisher nichts bekannt.
Mehrere Nachbeben - steht Hauptbeben bevor?
Afad meldete mehrere Nachbeben der Stärken vier bis fünf - alle mit Epizentren im vor der Stadt gelegenen Marmarameer. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass ein weiteres großes Beben folge, sagte der Geologe Okan Tüysüz dem Sender NTV.
Auch Erdbebenforscher Naci Görür sagte, für eine Entwarnung sei es zu früh. Das Hauptbeben werde noch kommen, schrieb Görür auf der Plattform X. Im Marmarameer vor der 16-Millionen-Stadt verläuft eine tektonische Plattengrenze. Die aktuellen Erschütterungen erhöhten noch die Spannungen, so Görür.
Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass ein Beben rund um die Stärke 7 in Istanbul bevorsteht. Laut dem türkischem Städtebauminister Murat Kurum gelten 1,5 Millionen Wohnungen und Gewerbeeinheiten als erdbebengefährdet.
"Die Erschütterungen waren heftig"
ARD-Korrespondentin Katharina Willinger berichtet aus Istanbul:
Beben auch in Griechenland und Bulgarien spürbar
"Ich spreche unseren Bürgern meine besten Wünsche aus", teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf der Plattform X mit. Bei einer Veranstaltung in Ankara sagte Erdoğan, alle staatlichen Institutionen befänden sich derzeit in voller Alarmbereitschaft und verfolgten die Lage genau.
Auch in Teilen Griechenlands, vor allem im Nordosten des Landes am Grenzfluss Evros zur Türkei, wurden die Menschen in Angst versetzt, berichteten griechische Medien. Zuvor hatten sie aufgrund der ersten, schwächeren Beben bereits eine Warn-SMS des griechischen Katastrophenschutzes erhalten. Meldungen über die Erdstöße gab es außerdem von etlichen Ägäisinseln, darunter Chios und Lesbos.
In Bulgarien war das Beben am stärksten im südöstlichen Grenzgebiet und in der Region Burgas am Schwarzen Meer zu spüren, wie das Geophysische Institut in Sofia mitteilte.
Schweres Beben in Istanbul von Experten erwartet
In der Türkei ist es wiederholt zu schweren Erdbeben gekommen. Im Februar 2023 hatte ein Beben der Stärke 7,8 den Südosten der Türkei und den Norden Syriens erschüttert. Mehr als 53.000 Menschen kamen in der Türkei ums Leben. In elf südlichen und südöstlichen Provinzen wurden Hunderttausende Gebäude zerstört. Weitere 6.000 Menschen kamen in den nördlichen Teilen Syriens zu Tode.