
Neue Abschiebewelle Mehr als 120.000 Afghanen verlassen Pakistan
Pakistan will langfristig die Ausreise von drei Millionen Menschen nach Afghanistan erreichen. Nach Massenabschiebungen und Drohungen sind seit Monatsbeginn mehr als 120.000 ins Nachbarland ausgereist.
Pakistan hat erneut mit umstrittenen Massenabschiebungen afghanischer Flüchtlinge begonnen. Seit Beginn der jüngsten Abschiebewelle Anfang April haben nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) etwa 127.000 Afghanen das Land verlassen. Der Großteil sei unter dem Druck der drohenden Abschiebung eigenständig ausgereist, so die UN-Organisation. Rund 26.000 Menschen seien abgeschoben worden.
Seit dem Ablauf einer Frist zur freiwilligen Ausreise Ende März haben pakistanische Behörden damit begonnen, Geflüchtete festzunehmen und sie in Abschiebezentren zu verlegen. Langfristig plant die Regierung in Islamabad die Ausweisung von drei Millionen Afghaninnen und Afghanen.
Millionen Afghanen suchen Schutz in Pakistan
Seit Jahrzehnten suchen Millionen Afghanen Schutz vor Krieg und Konflikten im benachbarten Pakistan. Nach der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im Sommer 2021 flohen Zehntausende aus Angst vor Racheakten der Islamisten in das Nachbarland.
Pakistan hat Ende 2023 mit der Massenabschiebung unregistrierter afghanischer Flüchtlinge begonnen. Seitdem haben nach offiziellen Angaben fast 900.000 Afghanen Pakistan verlassen. Die Kampagne richtete sich zunächst gegen unregistrierte Flüchtlinge. Islamabad hat jedoch bereits angekündigt, künftig auch registrierte Flüchtlinge ausweisen zu wollen.
Besonders Frauen, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten gefährdet
Amnesty International warnt, dass Afghanen, die nach der Übernahme Afghanistans durch die Taliban 2021 Zuflucht und Asyl in Pakistan suchen, besonders gefährdet seien. Dazu gehörten etwa afghanische Frauen und Mädchen, Journalisten oder Menschenrechtsaktivisten, die vor der Verfolgung durch die Taliban geflohen seien.
Beobachtern zufolge könnten die Abschiebungen eine Maßnahme Pakistans sein, um den Druck auf die Taliban in Afghanistan zu erhöhen. Die wirtschaftlich angeschlagene Atommacht kämpft mit zunehmender Gewalt durch militante Gruppierungen. Die Regierung in Islamabad wirft den Machthabern in Kabul vor, diesen auf ihrem Boden Rückzugsorte zu gewähren. Die Taliban weisen die Vorwürfe zurück.