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Westliche Touristen besuchen Nordkorea Urlaub beim Diktator
Erstmals seit mehr als fünf Jahren durften wieder westliche Touristen in das Reich von Kim Jong Un, darunter auch ein Deutscher. Für ein langes Wochenende besuchten sie die Region Rason - und berichten von einer speziellen Reise.
Sie sind die ersten, seit mehr als fünf Jahren, seit Januar 2020: Insgesamt zwölf Touristen - unter anderem aus Australien, Großbritannien, Österreich und auch aus Deutschland - dürfen nach Nordkorea einreisen. Für ein langes Wochenende im Reich von Diktator Kim Jong Un.
"Nordkorea ist einfach anders. Auch gar nicht schlecht oder gut, sondern einfach anders", erzählt Luca Pferdmenges unmittelbar nach seinem Fünf-Tages-Trip in die Region Rason - ganz im Nordosten des Landes. Im Dreiländereck, Nordkorea, Russland, China. Nur dort darf sich die Reisegruppe, zu der auch der Brite Joe Smith gehört, bewegen: "Es ist deutlich weniger entwickelt als Wonsan oder Pjöngjang zum Beispiel. Das ist wahrscheinlich der größte Unterschied. Es ist ärmer, es gibt weniger Infrastruktur", sagt Smith.
Dafür aber ganz offensichtlich noch deutlich mehr Corona-Angst: "Also man muss erstmal Fiebermessen. Man muss alles desinfizieren. Sie haben so eine Desinfektionsanlage quasi, wo alle Gepäckstücke reinkommen. Viele Leute tragen noch Maske, also auch deutlich mehr als in China. Nordkorea ist wirklich noch ziemlich strikt, was Corona angeht", sagt Luca Pferdmenges.
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Eine spezielle Reise: Der Deutsche Luca Pferdmenges in Nordkorea.
Außerhalb des Hotels nur mit Guide
In den Abläufen fehlt noch ein bisschen die Routine. Die Einreise für die seltenen Gäste aus dem Westen an sich ist aber kein Problem, berichtet der deutsche Reise-Influencer, der bis auf zwei Staaten schon alle Länder der Welt bereist hat: "Nordkorea ist da nochmal sehr speziell, weil man eben fast gar keinen Bewegungsfreiraum hat. Man darf sich zwar im Hotel bewegen, aber immer wenn man das Hotel verlässt, muss man einen Guide dabei haben."
Entsprechend durchchoreografiert ist auch das Programm für die Touristengruppe. Bei einem Schulbesuch wird nichts dem Zufall überlassen: "Sie wussten ganz genau, wann wir kommen. Die Kinder haben sich perfekt benommen, konnten die Fragen der Lehrer schon beantworten, bevor sie überhaupt zu Ende gestellt wurden. Das wirkte auf mich schon ziemlich gestellt", sagte ein Tourist.
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Und doch gibt es sie auf dieser gut 700 Euro teuren Reise die spontanen Momente, die ungeplanten Gespräche mit den Einheimischen - sogar unter den Augen der staatlichen Reisebegleiter: "Die wollen nur nicht, dass man sie von westlichen Werten überzeugt", sagt der Deutsche. "Man soll eben nicht hingehen und dann sagen, Kim Jong Un ist ein Diktator. Das wollen die eben nicht, dass man das macht." Solange die Guides dabei seien, könne man auch hier und da mit den Locals reden. "Das passiert ja auch, wenn man sich etwas kauft in dem Shop."
Woher kommst du? Wie sieht dein Alltag aus? Was machen deine Eltern? Klassischer Smalltalk eben. Begegnungen in einem Einkaufscenter - für die Nordkoreaner offenbar das einzige Fenster zur Welt.
Mit Busfahrten einen Blick auf das Land bekommen
Für die westlichen Touristen sind dagegen vor allem Busfahrten die Chance, einen unverstellten Blick auf das Land zu bekommen: "Es ist gar nicht so, dass die Guides sagen, wir wollen nicht, dass ihr das seht. Es ist nicht so, dass sie die Jalousien runtermachen und sagen, das dürft ihr nicht sehen", sagt der deutsche Tourist. Die Technologie sei oft Jahre oder gar Jahrzehnte zurück. Es gebe viele Leute, die oft unnötige Jobs machen, wie er sagt. "Also da habe ich oft das Gefühl, was machen die eigentlich gerade? Die stehen vielleicht am Straßenrand und zerhacken einen Eisblock. Wem nützt das? Das ist so ein bisschen eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme."
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Viele Eindrücke und ein durchchoreografiertes Programm für die Touristengruppe.
Eindrücke, die russische Touristen schon seit über einem Jahr sammeln können. Sie dürfen im Gegensatz zu den westlichen Besuchern auch die Hauptstadt besichtigen. Eine Folge der Männerfreundschaft zwischen Kim und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Wann für alle das volle Programm "Urlaub beim Diktator" wieder möglich sein wird, ist offen. Durch Luca und seine Mitreisenden ist der Anfang aber gemacht.