Friedensnobelpreisträgerin Neues Hafturteil gegen Mohammadi im Iran
Narges Mohammadi ist wegen "Propaganda gegen den Staat" im Iran zu einem Jahr Haft verurteilt worden. Die Friedensnobelpreisträgerin hatte sich geweigert, an der Anhörung teilzunehmen.
Die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi hatte zum Boykott der inszenierten Parlamentswahlen im Iran aufgerufen, mit westlichen Politikern Briefwechsel gepflegt und sich mit einer zeitweise festgenommenen Journalistin solidarisiert - ein iranisches Gericht hat sie in der Folge nun "wegen Propaganda gegen den Staat" zu einem Jahr Haft verurteilt. Ihr Anwalt Mostafa Nili teilte die Urteilsbegründung auf der Plattform X mit.
Die verurteilte Mohammadi hatte im März eine Audiobotschaft veröffentlicht, in der sie von einem "großangelegten Krieg gegen Frauen" im Iran spricht. Sie hatte sich auch mit der Journalistin Dina Ghalibaf solidarisiert, die festgenommen worden war, nachdem sie Sicherheitskräften im Netz Gewalt und sexuelle Übergriffigkeit bei einer früheren Festnahme vorgeworfen hatte. Die iranischen Justizbehörden erklärten im April, Ghalibaf werde nun wegen Falschaussage belangt.
Seit 2021 in Teheran im Gefängnis
Mohammadi ist seit November 2021 im Teheraner Evin-Gefängnis inhaftiert, ihren Ehemann und ihre Kinder hat sie seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen. 2023 wurde sie in Abwesenheit mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Auch aus der Haft heraus tritt sie als Stimme für Frauen- und Menschenrechte im Iran und Kritikerin des islamistischen Systems in Erscheinung.
Sie hatte sich geweigert, an einer Anhörung im Gerichtsverfahren wegen "Propaganda gegen den Staat" Anfang Juni teilzunehmen. Ihre Familie zitierte die 52-Jährige mit der Forderung, zu dem Prozess die Öffentlichkeit zuzulassen, damit sie Zeuge der sexuellen Übergriffe des islamischen Regimes gegen Frauen werden könnten.