Nach Angriff der Hamas auf Israel Sorge um Geiseln - Verzweiflung in Gaza
Die Verzweiflung der Menschen wächst - in Israel und auf Seiten der Palästinenser. In Tel Aviv erinnerten Angehörige lautstark an die Geiseln der Hamas. Die Situation der Menschen im Gazastreifen ist dramatisch.
Angehörige der in den Gazastreifen verschleppten Geiseln haben vor dem Hauptquartier der israelischen Streitkräfte in Tel Aviv demonstriert. Es waren nur ein paar hundert Menschen, aber ihre Verzweiflung ist groß. Keiner hier weiß, wie es den Geiseln geht, und wie es um die Bemühungen um ihre Freilassung steht.
Und dann kommen noch diese Meldungen aus dem Gazastreifen: Dort seien in den vergangenen 24 Stunden neun Geiseln bei israelischen Bombenangriffen getötet worden. Überprüfen lässt sich das nicht, die Meldung stammt von den Al Kassam-Brigaden, dem militärischen Arm der Hamas.
Verzweifelter Familienvater in Kfar Azza
Avichai Brotz ist ein Landwirt aus Kfar Azza, direkt am Gazastreifen. Die Terroristen der Hamas haben seine drei Kinder und seine Frau verschleppt:
Ich habe alle meine Pflichten erfüllt. Ich habe in der Armee gedient und Reservedienst geleistet. Immer wenn ich zum Dienst gerufen wurde, war ich da. Ich habe alle Pflichten erfüllt. Ich lebe direkt vor der Grenze und bin Landwirt. Ich habe alles getan und ich erwarte, dass sie jetzt das tun, was von ihnen erwartet wird.
Hauptziel: Die Hamas bezwingen
Mit "sie" meint er die israelische Armeeführung. Doch ob die Befreiung der etwa 150 Geiseln im Krieg gegen die Hamas die oberste Priorität hat, ist unwahrscheinlich - so muss man auch Armeesprecher Daniel Hagari verstehen, der die Ziele, die politisch vorgegeben wurden, so umreißt: "Die Hamas zu bezwingen und die Spitzen der Organisation nach dem Massaker, das sie am Samstag angerichtet haben, zu eliminieren. Diese Organisation wird in Zukunft weder militärisch noch politisch im Gazastreifen herrschen."
Das soll in den nächsten Stunden und Tagen offenbar vor allem im Norden des Gazastreifens passieren. Dort werden die Bombardements wohl noch einmal verstärkt und dort wird wohl der Einsatz von Bodentruppen beginnen.
Wie volle Krankenhäuser evakuieren?
Auch dort leben weiterhin Zivilisten, die dem Aufruf zur Evakuierung nicht gefolgt sind, beispielsweise in Schulen der Vereinten Nationen. Andere Orte können nicht evakuiert werden, wie das Al-Awda-Krankenhaus am Nordrand von Gaza-Stadt.
Klinikdirektor Ahmed Mohanna sagte dem Sender Al-Arabiya: "Wie andere Krankenhäuser im Norden wurden auch wir informiert, dass wir das Haus räumen sollen. Aber wir und die anderen sind voller Patienten. Und wir haben gesagt, dass wir weiter Patienten bekommen und dass wir hier einen Dienst für die Menschen leisten. Es ist eine völlig unrealistische Forderung, ein Krankenhaus voller Patienten zu evakuieren."
Hilfsgüter hängen an der Grenze fest
Auch im Süden des Gazastreifens ist die Lage schwierig. Dort können die Hunderttausenden Menschen, die geflohen sind, nicht untergebracht werden. Es fehlt an Strom, Wasser und medizinischem Material.
Hinter der Grenze zu Ägypten stehen zwar Lastwagen mit humanitären Gütern, aber sie werden nicht über die Grenze gelassen. Offenbar wird aber eine Ausreise ausländischer Staatsbürger vorbereitet.
Viele Palästinenser sind in den Süden des Gazastreifens geflohen - dort herrscht großer Mangel.
Kein Wasser, kein Strom, kein Brot
Kayet Bakra, der in Khan Youis um Wasser ansteht, beschreibt seine Lage so: "Wasser und Strom sind abgestellt. Jetzt bringen Kinder Wasser in Flaschen vom Krankenhaus. Kein Wasser, kein Strom, kein Brot - so ist es im Al Shifa-Krankenhaus. Wir halten das nicht länger aus. Israel hat diese Krise verursacht, wegen des Krieges will Israel uns kein Wasser und keinen Strom geben."
Derweil beschießt die Hamas Israel weiter mit Raketen. In der Nähe des Gazastreifens gab es weitere Verletzte, Alarm wurde auch für den Großraum Tel Aviv ausgelöst.