Aufnahmen halbnackter Männer Israel will Bilder von Gefangenen stoppen
Aufnahmen von nur mit Unterhosen bekleideten palästinensischen Männer im Gazastreifen hatten für Kritik bis zu Empörung gesorgt und Israels Militär unter Rechtfertigungsdruck gesetzt. Israel will die Verbreitung der Bilder stoppen.
Nach der Veröffentlichung von Bildern halbnackter palästinensischer Männer im Gazastreifen durch israelische Medien hat Israels Armee die in Onlinediensten geäußerte Empörung darüber zurückgewiesen. Es handele sich um Routinekontrollen, teilte die israelische Armee mit. Bei ihrem seit zwei Monaten andauernden Militäreinsatz gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen sei es "notwendig, dass Terrorverdächtige ihre Kleidung abgeben, damit sie durchsucht werden können und um sicherzustellen, dass sie keine Sprengstoffwesten oder andere Waffen verstecken", hieß es.
Bilder "dienten niemanden"
Zukünftig will die Armee eine weitere Verbreitung dieser Bilder unterbinden. Der Nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi rechtfertigte in der Zeitung "The Times of Israel" erneut das Vorgehen der Armee. Verdächtige müssten durchsucht werden, um sicherzustellen, dass sie keine Waffen oder Sprengstoff bei sich tragen. Die Bilder von ihnen in Unterhosen würden jedoch "niemandem dienen". Er erwarte, dass die Verbreitung eingestellt werde.
Die Bilder hätten Besorgnis über Israels Festnahmeverfahren im Gazastreifen ausgelöst und Fragen über mögliche Rechtsverletzungen oder erniedrigende Behandlung aufgeworfen, schrieb die "Times of Israel".
Berichte über Misshandlungen
Der israelische Fernsehsender Channel 13 hatte - wie viele andere Medien auch - Aufnahmen Dutzender Gefangener veröffentlicht, die bis auf die Unterwäsche entkleidet waren und die Hände in die Höhe erhoben hatten. Einige von ihnen hielten Sturmgewehre über ihren Köpfen. Ein Mann war zu sehen, der langsam vorwärts ging und seine Waffe auf den Boden legte. Weitere Videos, die in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurden, zeigten Gruppen unbewaffneter Männer in ähnlichen Situationen.
Vorübergehend Gefangene, die am Samstag freigelassen wurden, sagten der Nachrichtenagentur AP, sie seien geschlagen worden und es sei ihnen Essen und Trinkwasser verwehrt worden. Israel kommentierte diese Vorwürfe nicht. Die israelische Armee verwies aber darauf, dass die Festnahmen im Einklang mit internationalem Recht erfolgten. Es würden nur jene festgenommen, gegen die ein konkreter Terrorverdacht bestehe. Wer nicht an Terror beteiligt sei, werde wieder freigelassen.
Unabhängig überprüfen lassen sich die Vorwürfe nicht.
Nur wenige Hamas-Terroristen unter Festgenommenen?
Die Zeitung "Haaretz" hatte unter Berufung auf namentlich nicht genannte Vertreter der Sicherheitskräfte berichtet, dass unter den bislang mehreren hundert festgenommenen Palästinensern nur rund zehn bis 15 Prozent waren, die der Terrormiliz Hamas oder mit ihr verbundenen Organisationen angehörten.
Ein Sprecher der israelischen Regierung, Eylon Lewy, erklärte am Sonntag jedoch, es gebe eine wachsende Zahl von Hamas-Terroristen, die sich ergäben und ihre Waffen niederlegten. Dies sei ein Zeichen ihrer zusammenbrechenden Moral. Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach von Dutzenden Kapitulationen. Das Militär hat allerdings noch keine Beweise dafür vorgelegt und die Hamas hat bisher alle entsprechenden Berichte zurückgewiesen.