Israels Angriff auf den Jemen Die Angst vor einer Eskalation wächst
Nach dem israelischen Angriff auf Ziele im Jemen wächst die Befürchtung, dass der Krieg in Nahost weiter eskalieren könnte. Der Iran und Israel sprachen gegenseitige Warnungen aus. In Israel gab es am Morgen Luftalarm.
Nach dem israelischen Luftangriff im Jemen als Reaktion auf eine tödliche Drohnenattacke der pro-iranischen Huthi-Miliz in Tel Aviv wächst die Sorge vor einem Flächenbrand. Der Iran und Israel sprachen gegenseitige Warnungen aus. Israels "gefährliches Abenteurertum" könne einen regionalen Krieg auslösen, sagte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna.
"Jetzt ist es an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft die Sanktionen gegen den Iran maximiert", forderte der israelische Außenminister Israel Katz auf der Plattform X. Der Iran unterstütze, trainiere und finanziere die Huthi als "Teil seines regionalen Netzwerks von Terrororganisationen, die Israel angreifen wollen". Israel und seine Unterstützer wie die USA würden für "unvorhersehbare und gefährliche Folgen" des Gaza-Kriegs und Angriffe auf den Jemen "direkt verantwortlich sein", warnte der Sprecher des iranischen Außenministeriums.
Raketenalarm in Eilat
Am frühen Morgen fing Israels Raketenabwehr nach Militärangaben eine Boden-Boden-Rakete ab, die sich vom Jemen aus Israel genähert habe. Zuvor sei im Raum der südisraelischen Hafenstadt Eilat Raketenalarm ausgelöst worden, hieß es. Das Geschoss sei jedoch nicht in israelisches Gebiet eingedrungen. Berichte über Opfer gab es nicht.
In Militärkreisen gibt es Zweifel daran, dass die Huthi zu größer angelegten Angriffen auf Israel in der Lage wären. Der ehemalige jordanische General Fayez El Doueiri sagte im Fernsehsender Al-Jazeera, Israel verfüge über genügend Fähigkeiten, Drohnen und Raketen abzuwehren - auch dank der Unterstützung durch die USA mit ihrem Flugzeugträger im Roten Meer und durch Großbritannien. "Die Huthis werden zwar versuchen, eine Antwort auf Israels Angriff zu finden, aber der Erfolg wird überschaubar bleiben", sagte er.
Guterres besorgt über Gefahr einer Eskalation
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich "zutiefst besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region". Er rief "zur äußersten Zurückhaltung" auf. Israels Militär hatte zuvor nach eigenen Angaben militärische Ziele der Huthi-Miliz im Hafen von Hodeida angegriffen. Wie der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah unter Berufung auf die Gesundheitsbehörde berichtete, gab es dabei sechs Tote und mehr als 80 Verletzte.
Auf Bildern waren gewaltige Brände zu sehen. Huthi-Sprecher hatten einen israelischen Angriff gegen "zivile Einrichtungen" im Jemen bestätigt. Ziele seien Öl- und Stromanlagen gewesen.
Israel bestätigt Angriffe erstmals
Das israelische Militär bestätigte erstmals, militärische Ziele der Huthi im Jemen angegriffen zu haben. Es handele sich um einen direkten Vergeltungsschlag, nachdem eine Drohne der Huthi am Freitag einen Menschen in Tel Aviv getötet hatte, sagte Israels Verteidigungsminister Yoav Gallant und wurde deutlich: "Das Feuer, das jetzt in Hodeida brennt, sieht man überall im Nahen Osten. Es sendet ein klares Signal."
Die Huthi hätten Israel mehr als 200 Mal angegriffen, so Gallant." Beim ersten Mal, dass die Huthi einen Zivilisten getötet haben, haben wir sie angegriffen. Wir werden das überall tun, wo es nötig ist. Das wissen jetzt alle im Libanon, in Gaza, im Jemen und anderswo. Wer es wagt uns anzugreifen, bekommt dieselbe Antwort."
Israelische Soldaten bereiten Kampfjets für den Angriff auf den Jemen vor.
Signal an die "Achse des Bösen"
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu wiederholte die Warnung in einer Videonachricht: "Ich habe eine Botschaft für Israels Feinde: Macht keinen Fehler. Wir werden uns mit allen Mitteln verteidigen an allen Fronten. Jeder, der uns Schaden zufügt, wird einen sehr hohen Preis zahlen. So wie die Hamas und die Hisbollah, sind die Huthi ein Hauptbestandteil der iranischen Achse des Bösen. Die richtet sich nicht nur gegen Israel, sondern bedroht den Frieden auf der ganzen Welt."
Auch an die internationale Gemeinschaft richtete sich Netanyahu. Er erwarte, dass sie mehr gegen den Iran und seine Verbündeten unternehme. Gleichzeitig bedankte sich der Premier bei den USA und den Ländern, die bislang Angriffe der Huthi abgewehrt hatten. Warum Israel die Hafenstadt im Jemen als Ziel für den Luftangriff auswählte, erklärte Israels Armeesprecher Daniel Hagari so: "Der Hafen von Hodeida war einer der Hauptlieferwege von iranischen Waffen aus dem Iran nach Jemen. Israels Angriff war nötig und angemessen, um Terror-Angriffe der Huthi zu verhindern."
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Mit Informationen von Bettina Meier, ARD-Studio Tel Aviv, und Moritz Behrendt, ARD-Studio Kairo.