Ermittler am Ort der Autoexplosion bei der Darya Dugina verstarb.

Anschlag auf Dugina Russland macht Ukraine verantwortlich

Stand: 22.08.2022 15:02 Uhr

Zwei Tage nach dem Anschlag auf die Kriegsunterstützerin Dugina hat Russland seine Ermittlungsergebnisse präsentiert: Demnach sollen ukrainische Geheimdienste das Attentat vorbereitet und begangen haben. Kiew weist das zurück.

Von Mit Informationen von Martha Wilczynski, ARD-Studio Moskau

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat ukrainische Geheimdienste für die Tötung der Tochter des nationalistischen Ideologen Alexander Dugin verantwortlich gemacht. Die Tötung Darja Duginas sei von ukrainischen Geheimdiensten "vorbereitet und begangen" worden. Ausgeführt habe die Tat eine ukrainische Staatsbürgerin, die im Anschluss von Russland nach Estland ausgereist sei. 

Der FSB erklärte, dass die Verdächtige Natalja W. eine Wohnung in dem Gebäude gemietet habe, in dem Dugina lebte, und sie beschattet habe. Bevor die 29-Jährige bei der Detonation einer an dem von ihr genutzten Auto angebrachten Bombe starb, hatte sie mit ihrem Vater an einem nationalistischen Festival bei Moskau teilgenommen.

Russischer Inlandsgeheimdienst liefert "Beweise" für Anschlag gegen Darja Dugina

Demian von Osten, ARD Moskau, tagesthemen, tagesthemen, 22.08.2022 23:00 Uhr

Kiew bestreitet Beteiligung

Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak wies die Vorwürfe zurück. "Die Ukraine hat sicherlich nichts mit der gestrigen Explosion zu tun, weil wir kein krimineller Staat sind", sagte er.

Wie russische Medien am Samstag berichtet hatten, war das eigentliche Ziel des Anschlags wohl Duginas Vater, der als wichtiger Vordenker von Präsident Wladimir Putin gilt. Der ultranationalistische Intellektuelle und Publizist wird wegen seines Einflusses auf den Kreml oft als "Putins Rasputin" oder "Putins Gehirn" bezeichnet.

Dugin vertritt seit Langem eine Ideologie, die die Vereinigung russischsprachiger Gebiete in einem neuen russischen Großreich vorsieht. Aus dieser Überzeugung heraus unterstützt er auch den russischen Militäreinsatz in der Ukraine.

Dugin, der auch mit Rechtsextremen in Europa gut vernetzt ist, steht schon seit der Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim 2014 auf der Sanktionsliste der EU. In der Ukraine sind mehrere seiner Bücher verboten. Seine Tochter Daria hatte die russische Militäroffensive in der Ukraine ebenfalls offen unterstützt. Die 1992 geborene Journalistin war deshalb von britischen Sanktionen betroffen.

Angebliches Bekenntnis einer Partisanengruppe

Ein ehemaliger Abgeordneter der russischen Opposition, Ilja Ponomarjow, sagte im ukrainischen Fernsehen, eine unbekannte russische Gruppe namens "Nationale Republikanische Armee" habe sich zu dem Bombenanschlag bekannt. Die Existenz einer solchen Organisation konnte nicht bestätigt werden.

Ponomarjow erklärte, dass die Partisanengruppe eigentlich auch ihren Vater habe treffen wollen: "Weil Dugin das Gehirn war, Darja war die Hand. Es gab eine Menge Wut auf Darja Dugina selbst", so Ponomarjow.

Das liege daran, dass Dugina in Azowstal gewesen sei. Viele hielten sie auch verantwortlich für den Gefängnisangriff in der Siedlung Oleniwka, so Ponomarjow. "Es gibt hier ein Element der Rache. Dugin ist der Ideologe des Faschismus. Er ist die Person, die den Begriff 'Neurussland' allgemein in das russische politische Lexikon eingeführt hat", so Ponomarjow weiter.

Ponomarjow ist wegen seiner politischen Vergangenheit höchst umstritten. Zudem hat man zuvor noch nie etwas von der genannten "Nationalen Republikanischen Armee" gehört. Experten vermuten, dass es sich genauso gut um die Aktion eines Trittbrettfahrers handeln könnte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 22. August 2022 um 14:00 Uhr.