US-Bundesstaat Minnesota Wenn Goldfische zur Plage werden
Einst waren sie kleine Goldfische, die irgendwo im US-Bundesstaat Minnesota in Aquarien lebten. Dann wurden sie im See ausgesetzt - und immer riesiger. Nun verwüsten sie Biotope und gefährden das Trinkwasser.
Es könnte sein, dass Sie nach diesem Beitrag kleine Goldfische im Aquarium mit einem gewissen Unbehagen beäugen. Die Fische, um die es hier geht, sehen aus wie große, orangerote verbeulte Fußbälle. Sie sind ungefähr 46 cm lang und knapp zwei Kilo schwer.
"Das sind keine Fischmutanten", sagt Forscherin Chelsey Blanke. Und das ist ja schon mal beruhigend. Chelsey kümmert sich in Minnesota um die Ökosysteme der zahlreichen Seen. Erst hat ihr Team zehn dieser goldenen Brocken aus dem Wasser geholt, später nochmal 18, und nun tauchen sie immer öfter auf.
"Sie werden ihr Leben lang immer größer"
"Viele Fischarten haben ein so genanntes 'ewiges Wachstum'. Das heißt, die Goldfische werden ihr Leben lang immer größer", erzählt Blanke. "Das hängt natürlich von der Umgebung ab: also von der guten Wasserqualität und von gesunden Futterquellen. Den Goldfischen schmecken Fisch-Eier von anderen Fischen besser als Futterflocken aus der Dose. Und sie haben keine natürlichen Feinde - die einheimischen Tierarten fressen keine Goldfische."
Aus Sicht der Ex-Haustiere sind das also paradiesische Zustände. Aber weniger für alle anderen Lebewesen. Zumal Goldfische theoretisch bis zu 50 Jahre alt werden können. Sie schaffen es sogar, tagelang ohne Sauerstoff auszukommen. In Freiheit führen sie sich auf wie eine Rotte Wildschweine, denn anders als ihr glanzvoller Name es vermuten lässt, wühlen sie am liebsten unten im Seeschlick nach Futter.
"Sie rühren damit die Sedimentschicht auf, den Dreck und auch Lehm", erklärt Blanke. "In diesem Schlamm sind Nährstoffe, und sobald diese aufgewirbelt sind, ändert das die Wasserqualität."
"Schwer, sie wieder aus den Seen herauszukriegen"
Nicht nur die Trinkwasserqualität leide, sagt Blanke. Die Fische entwurzeln auch Wasserpflanzen mit ihrer Wühlerei, und sie fressen Jungtiere anderer Fischarten. Sie verwüsten die Biotope, und es sei sehr schwierig, sie wieder wieder aus den Seen herauszukriegen. Deshalb dürfe es auch gar nicht erst so weit kommen.
Das heißt, wer Klein-Goldie vom Fischglas in die Freiheit entlassen will, sollte ihn lieber verschenken oder in Onlinetauschbörsen hergeben. Aber niemals in ein Gewässer kippen. Erstaunlich ist, dass in Minnesota Goldfische als invasive Art noch wenig erforscht sind - ganz anders als andere Plagen wie Ratten oder Tigermücken. Deshalb beginnen auch jetzt erst Studien zu ihrer Bekämpfung.
"Wenn sie da sind, wird es richtig kompliziert"
Blanke erklärt: "Wir müssen genau abwägen und ausprobieren, was gegen die Goldfische hilft - ohne andere Arten zu schädigen. Eine Möglichkeit wäre, die betroffenen Seen leer zu pumpen - keine wirkliche Option hier bei uns. Man könnte sie rausfischen, aber das ist enorm anstrengend und sehr teuer. Und dann die Pestizide, aber die würden auch einheimische Fischarten töten. Wenn die Goldfische mal da sind, wird es richtig kompliziert."
Wie wäre es denn mit einer kulinarischen Lösung? Da Goldfische zur Familie der Karpfen gehören, könnte man doch mal darüber nachdenken, sie einfach zu essen, oder nicht?
"Denkbar ist das", meint Blanke. "Ich kenne Staaten, die das mit anderen invasiven Fischarten ausprobieren. Hier isst man zwar noch keine Goldfische, aber hierfür müsste man mal eine Marketingstrategie entwickeln. Eine interessante Idee ist das auf alle Fälle."