Außenansicht des Metropolitan Correctional Center in New York. (Archivbild: 13.08.2019)

Epstein-Suizid US-Justiz erhebt Vorwürfe gegen Gefängnis

Stand: 27.06.2023 21:16 Uhr

Bei der Beaufsichtigung des verstorbenen Sexualstraftäters Epstein hat das US-Justizministerium "schwerwiegende" Fehler angeprangert. Dies habe seinen Suizid ermöglicht, für Fremdverschulden sieht es aber keine Hinweise.

Vier Jahre nach dem Suizid des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein in einer New Yorker Gefängniszelle hat das US-Justizministerium schwere Vorwürfe gegen die Gefängnisbehörden und gegen Justizvollzugsbeamte erhoben. Der Generalinspekteur des Justizministeriums, Michael Horowitz, erklärte in einem Bericht, Mitarbeiter hätten bei der Beaufsichtigung des 66-Jährigen "zahlreiche und schwerwiegende" Fehler begangen. Dies habe es Epstein ermöglicht, sich das Leben zu nehmen.

So sei der inhaftierte Multimillionär vom Abend des 9. August 2019 gegen 22.40 Uhr bis zur Entdeckung seiner Leiche am folgenden Morgen gegen 6.30 Uhr "unüberwacht und alleine in seiner Zelle" gewesen, heißt es in dem Bericht. Er habe dabei eine "übermäßige Menge an Bettwäsche" in der Zelle gehabt. Dies ist ein Sicherheitsrisiko - der Millionär nahm bei seinem Suizid die Textilien zu Hilfe.

Eigentlich alle halbe Stunde vorgeschriebene Kontrollgänge habe es nach 22.40 Uhr nicht gegeben, schreibt Horowitz weiter. Außerdem hätte Epstein wegen Suizidgefahr seine Zelle mit einem anderen Häftling teilen müssen, dieser sei aber am 9. August verlegt worden. Gefängnismitarbeiter hätten versäumt, daraufhin einen anderen Häftling in Epsteins Zelle zu verlegen. Der Bericht prangert auch Probleme bei der Videoüberwachung und grundlegende Probleme wie Personalmangel in Gefängnissen an.

Generalinspekteur bestätigt FBI-Befund

"Die in dem Bericht festgehaltene Mischung aus Nachlässigkeit, Fehlverhalten und absolutem Arbeitsversagen hat zu einem Umfeld beigetragen, in dem einer der wohl berüchtigsten Häftlinge im Gewahrsam der Bundesgefängnisbehörde die Möglichkeit hatte, sich das Leben zu nehmen", schreibt der Generalinspekteur. Dies habe Epstein-Opfern die Chance genommen, durch das Justizsystem Gerechtigkeit zu erlangen. Es habe zudem zu "Fragen zu den Umständen rund um Epsteins Tod" geführt.

Die Gerichtsmedizin hatte erklärt, dass der schwerreiche Investor sich das Leben genommen hatte. Ein von Epsteins Bruder angeheuerter Pathologe zweifelte allerdings diesen Befund an und äußerte die Vermutung, der Millionär sei in seiner Zelle ermordet worden. Die Bundespolizei FBI kam in einer Untersuchung zu dem Schluss, dass Epstein nicht Opfer eines Verbrechens wurde. Der Generalinspekteur des Justizministeriums betonte nun, im Zuge seiner Untersuchung seien keine Hinweise aufgetaucht, die dem Befund des FBI widersprechen würden. Bis heute gibt es Verschwörungstheorien rund um den Tod.

Epstein soll jahrelang minderjährige Mädchen und junge Frauen sexuell missbraucht und zur Prostitution angestiftet haben. Der Multimillionär wurde bereits 2008 wegen Sexualverbrechen verurteilt, musste im Zuge einer umstrittenen Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft aber nur 13 Monate in Haft verbringen. Im August 2019 wurde er nach einer erneuten Festnahme tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden. Bei einer Verurteilung hätte ihm eine jahrzehntelange Haftstrafe gedroht.

Hilfe bei Suizid-Gedanken
Sollten Sie selbst von Selbsttötungsgedanken betroffen sein, suchen Sie sich bitte umgehend Hilfe. Bei der anonymen Telefonseelsorge finden Sie rund um die Uhr Ansprechpartner.

Telefonnummern der Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222 www.telefonseelsorge.de

Telefonberatung für Kinder und Jugendliche: 116 111 - www.nummergegenkummer.de

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. Juni 2023 um 15:32 Uhr.