Dispholidus typus

Schlangen, Spinnen, Skorpione Südafrika geht das Gegengift aus

Stand: 13.04.2025 11:45 Uhr

In Südafrika werden die Gegengifte für Schlangen-, Skorpion- und Spinnenbisse knapp. Ein Grund: Das Nationale Gesundheitslabor wird renoviert. Dabei zieht es zu Ostern besonders viele Menschen hinaus in die Natur.

Steve Meighan sieht genauso aus, wie man sich einen südafrikanischen Schlangenjäger vorstellt: tätowierte Unterarme, kahl rasiert, braun gebrannt. Kein Wunder, schließlich ist er ziemlich oft unterwegs.

Normalerweise laufe es so, dass jemand anruft und sagt, er habe eine Schlange, erzählt Meighan. "Als Erstes frage ich: Wo ist die Schlange?" Das sei das Wichtigste. Dann lasse er sich das Tier beschreiben. "Wenn es eine Giftschlange ist und sie einen Schlangenfänger brauchen, dann machen wir uns auf den Weg."

Man verwende natürlich Werkzeuge, Schlangenhaken und Schlingen, nicht die bloßen Hände. "Ich fahre raus, stelle fest, wo die Schlange ist, fange sie ein, stecke sie in einen Eimer und setze sie im nächstgelegenen Grünstreifen aus."

170 Schlangenarten in Südafrika

Auf rund 1.000 solcher Einsätze kommt Meighan im Jahr. Den Job macht er seit 1991. Gebissen wurde er noch nie. Mehr als 170 Schlangenarten gibt es in Südafrika. Einige davon sind für Menschen lebensgefährlich: "Sorgen machen uns die Puffotter, die Baumschlange und die Kap-Kobra. Diese drei sind eine echte Bedrohung, sie sind auch die giftigsten auf dem afrikanischen Kontinent."

Ein Biss kann innerhalb kürzester Zeit im Körper schwere Schäden anrichten oder zum Tode führen - wenn nicht schnell ein Gegengift gespritzt wird.

Und hier fangen die Probleme an. Denn in Südafrika sind genau diese Medikamente knapp. Betroffen sind auch die Antiseren für Skorpion- und Spinnenbisse. Das staatliche Gesundheitsinstitut hat die Produktion eingestellt, Vorräte gibt es kaum. Als Grund gibt die Behörde unerwartete Stromabschaltungen an, außerdem würden die Labore renoviert.

"Mangel an Gegengift ist eine Gefahr für alle Menschen"

Die Parlamentsabgeordnete Michéle Clarke von der Demokratischen Allianz ist fassungslos, dass es für solche Fälle keinen Plan B gibt: "Der Mangel an Gegengift ist eine Gefahr für alle Menschen in Südafrika, besonders auf dem Land. Das Risiko für dauerhafte Gesundheitsschäden und den Tod von Menschen, weil Bisse nicht behandelt werden können, darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen."

Auch Schlangenjäger Meighan wirft der Regierung Missmanagement vor und erinnert daran, dass Südafrika früher bei der Herstellung von Gegengiften international führend war. Jetzt aber, sagt er, könnte der akute Mangel Menschenleben gefährden: "Was passiert, wenn wir kein Antiserum für die Baumschlange mehr haben? Diese Art gebe es nur hier, und das Gegengift wurde auch nur hier produziert." Was passiere also, wenn Menschen von einer Baumschlange gebissen werden? "Sie sterben!"

Die Entwicklung von Antiseren kostet Zeit

Ein schneller Ausweg ist nicht in Sicht. Denn die Herstellung von Antiseren ist aufwendig. Erst müssen Giftschlangen regelrecht gemolken werden. Dann werden die gewonnenen Gifte größeren Tieren wie Kühen oder Schafen gespritzt, welche Antikörper entwickeln, aus denen schließlich die Medikamente entstehen. Ein Prozess, der Monate dauern kann.

Dabei erwarten Experten über Ostern wie immer einen enormen Anstieg an Schlangenbissen, weil viele Ausflügler in der Natur unterwegs sind. Von einem regelrechten Albtraum ist die Rede, von einer Krise, die Menschen das Leben kosten kann.

Die Herstellung von Gegengift muss so schnell wie möglich wieder anlaufen, fordert die Parlamentarierin Clarke. Die Produktion sei schließlich "kein schneller Prozess. Deshalb dürfe kein einziger Tag vergeudet werden."

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 11. April 2025 um 16:48 Uhr.