Libyen Kämpfe zwischen Milizen in Tripolis
Seit mehr als zehn Jahren herrscht Chaos in Libyen. Zwei Regierungen beanspruchen die Macht für sich und stützen sich dabei auf Milizen. Unter diesen sind nun heftige Kämpfe in der Hauptstadt Tripolis ausgebrochen.
Im Bürgerkriegsland Libyen haben sich verfeindete Milizen in der Hauptstadt Tripolis die schwersten Kämpfe seit Monaten geliefert. Ausgelöst wurden die Gefechte durch die Festnahme des Kommandeurs der 444. Brigade, Mahmud Hamsa, wie ein Vertreter der militärischen Gruppierung mitteilte. Demnach wurde er auf dem Flughafen der Hauptstadt von Mitgliedern der Special Deterrence Force in Gewahrsam genommen. Beide Gruppierungen sind die größten Machtfaktoren in Tripolis.
Obwohl die 444. Brigade und die Special Deterrence Force vergangenes Jahr zeitweise zusammen die Übergangsregierung der Nationalen Einheit unterstützten, kam es in diesem Jahr in Tripolis immer wieder zu Zusammenstößen zwischen beiden Gruppierungen.
Mehrere Verletzte durch Kämpfe
Über Teilen von Tripolis sei dunkler Rauch zu sehen und der Lärm schwerer Waffen zu hören gewesen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Anwohner und lokale Medien berichteten von Kämpfen in verschiedenen Teilen der Stadt. Der Flugverkehr am Flughafen von Tripolis und der Unterricht an der Universität wurden vorübergehend ausgesetzt.
Das Gesundheitsministerium rief die Konfliktparteien auf, Krankenwagen und Rettungsteams in die betroffenen Gebiete vor allem im Süden der Stadt zu lassen. Auch bat es um die Lieferung von Blutkonserven. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden mindestens 19 Menschen in der Hauptstadt verletzt. 26 Familien seien aus den Kampfzonen evakuiert worden.
UN fordern Ende der Kämpfe
Die UN-Unterstützungsmission für Libyen zeigte sich besorgt und rief zu einem Ende der Gewalt auf. Die Ereignisse hätten auch mögliche Auswirkungen auf Bemühungen, den politischen Prozess voranzubringen und landesweite Wahlen abzuhalten. Diese hatten eigentlich Ende 2021 stattfinden sollen, wurden dann unter anderem wegen eines Streits über rechtliche Grundlagen und zugelassene Kandidaten abgesagt. Ein neuer Termin steht bisher nicht fest.
Libyen ist nach dem Sturz und Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 ins Chaos gestürzt. Seit 2014 bekämpfen sich zwei rivalisierende Regierungen, die sich auf schwerbewaffnete Milizen und ausländische Regierungen stützen. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher.
Beide libyschen Parlamente verurteilten die jüngste Eskalation. Das Abgeordnetenhaus im Osten des Landes machte die rivalisierende Regierung in Tripolis dafür verantwortlich.