Steigende Preise in Ostafrika "Das Leben ist hart geworden"
In Kenia stammt ein großer Teil des importierten Weizens aus Russland und der Ukraine. Die steigenden Preise treffen gerade die Ärmsten, die mehr als die Hälfte ihres Einkommens für Essen ausgeben.
Früh am Morgen in einem Armenviertel in Kenias Hauptstadt Nairobi: John Muchoka arbeitet an einem der typischen kleinen Essenstände am Straßenrand. Unter freiem Himmel backt er Chapati, dünne Fladen aus Weizenmehl - ein beliebtes Frühstück, das zuletzt allerdings deutlich teurer geworden ist. "Deshalb haben wir immer weniger Kunden", sagt Muchoka. "Unser Geschäft läuft schlecht, und wir verdienen nicht genug Geld."
Sein Chef Samuel Mose klagt, dass die Preise für Weizenmehl und Sonnenblumenöl schon länger angezogen haben. Jetzt wird es wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine noch schlimmer werden, fürchtet er: "Wir verfolgen den Krieg, denn wir müssen wissen, was passiert. Einige der Produkte, die wir verwenden, kommen aus den beiden Ländern. Jeder, die ganze Welt, macht sich Sorgen."
Den Ärmsten droht Hunger
Am härtesten wird es die Ärmsten treffen. Sie geben in Ostafrika schon jetzt mehr als die Hälfte ihres ohnehin niedrigen Einkommens für Essen aus. Das Land importiert viel Weizen und Mais. Die Weltmarktpreise sind schon massiv gestiegen. Die Sorge: Das globale Angebot wird kleiner, der Preis steigt weiter und ärmere Länder, wie viele afrikanische, können sich die Grundnahrungsmittel dann kaum noch leisten.
"Wenn der Preis steigt, dann trägt das auch zur Inflation bei", sagt der kenianische Agrarökonom Timothy Njagi. "Das alles wird die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen. Die Menschen werden sich einschränken, und die generelle Kaufkraft wird sinken."
Dürre verschärft Lage
Hinzu kommt in Ostafrika eine Dürre. Mehrere Regenzeiten sind ausgefallen und die Ernten auf den Feldern verdorrt. Nach Angaben des Welternährungsprogramms sind 13 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Der Krieg könne die Situation jetzt verschlimmern, sagt Sprecher Martin Rentsch: "Im Prinzip ist das eine neue Krise, die auf schon bestehende Krisen oben drauf kommt."
Letztendlich könne das dazu führen, dass Unruhen ausbrechen, meint Rentsch: "Weil natürlich Hunger auch immer eine ganz große destabilisierende Wirkung hat und das auch politische Konsequenzen nach sich zieht. Wir wissen aus der Vergangenheit, aus den Ländern Nordafrikas, wie das zu Konflikten führen kann. Was sich die Welt eben momentan überhaupt nicht leisten kann, sind weitere Konflikte."
Am Chapati-Stand kratzt Monica Mbithi an diesem Morgen ihr letztes Kleingeld zusammen, um sich einen Fladen leisten zu können. Umgerechnet nicht mal zehn Cent muss sie bezahlen - aber für jemanden, der nicht mehr als zwei Euro am Tag ausgeben kann, ist das schon sehr viel. "Das Leben ist hart geworden. Die Inflation steigt", erzählt sie. "Jemanden aus der Unterklasse wie mich trifft das sehr."
Auch die kleine Bäckerei am Straßenrand kämpft ums Überleben. Ein Großteil des Gewinns geht schon jetzt in die Beschaffung von Weizen und anderen Zutaten. Wenn die Preise weiter steigen, werden sie hier bald schließen müssen.